Bad Wildbad
Bad Wildbad -  20.04.2020
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Einzelhandel im Nordschwarzwald in der Aufwärmphase: So starten Ladeninhaber in Schömberg und Wildbad wieder durch

Bad Wildbadb/Schömberg. Die Bad Wildbader Einzelhändler strahlten gestern mit der Sonne um die Wette. Endlich, nach viereinhalb langen Wochen, durften sie ihre Geschäfte wieder öffnen. Anders als in den Großstädten, liegen in der Wildbader Innenstadt die Verkaufsflächen unter 800 Quadratmetern. Laut der Landesverordnung gegen die Ausbreitung des Coronavirus dürfen diese Geschäfte ihre Ladentüren seit gestern wieder öffnen. Das bedeutet, dass zumindest der Einzelhandel in der Kurstadt nun wieder anläuft. Hotellerie und Gastronomie müssen hingegen noch weiter ausharren.

„Die Kunden brauchen jetzt wieder etwas Schönes für die Seele“, sagt Gundula Neher, die Inhaberin des Blumengeschäfts Schober in der Wilhelmstraße. Einige Blumensträuße hat die Sprecherin der Bad Wildbader Einzelhändler seit der Wiedereröffnung innerhalb weniger Stunden über die Ladentheke gereicht. Ein Spuckschutz aus Plastik, Desinfektionsmittel am Eingang, Klebeflächen als Abstandshalter auf dem Boden und die höfliche Aufforderung, dass nicht mehr als drei Kunden den Laden betreten sollen, sind die Sicherheitsmaßnahmen bei Blumen Schober.

Gundula Neher und ihre Tochter Melanie Eder waren während der Schließung nicht untätig. Ein Liefer- und Abholservice wurde von den Kunden gerne in Anspruch genommen. „Dadurch wurden unsere Umsatzeinbußen etwas aufgefangen“, so Neher.

Diese Möglichkeit hatte Holger Frey vom Modehaus Frey nicht. Bekleidung muss anprobiert werden. Der Inhaber des Traditionshauses freut sich deshalb ganz besonders, dass er seine beiden Modegeschäfte in der Wilhelmstraße wieder eröffnen darf. Doch Illusionen macht er sich keine. „Das Ostergeschäft ging uns flöten, die verkaufsoffenen Sonntage sind abgesagt und auch die Rossini-Festspiele finden in diesem Jahr nicht statt. „Wirtschaftlich gesehen ist das eine Katastrophe“, so Frey. Die Folgen werde er wohl erst im Herbst so richtig überblicken können, schätzt er.

Auch Assunta De Simone vom gleichnamigen Eiscafé am Kurparkeingang freut sich eher verhalten. Nach der Zwangspause reicht sie seit gestern ihren Kunden bei strahlendem Sonnenschein die Eiswaffeln zum Mitnehmen über die Ladentheke. „Ich habe die Öffnung wirklich sehr herbeigesehnt“, sagt De Simone. Natürlich gilt auch beim Straßenverkauf: 1,50 Meter Abstand halten. „Ich hoffe, dass die Kunden mitspielen und sich nicht vor der Theke versammeln.“ Rebekka und Franziska Maisenbacher von der Bad Wildbader Kaffee-Manufaktur, die zufällig am Eiscafé vorbeikommen, halten sich selbstverständlich an die Regeln und freuen sich, dass sie sich endlich wieder ein Eis bei De Simone holen können – wenn auch vorerst nur zum Mitnehmen. Auch in Schömberg durften die meisten der rund 25 Einzelhändler ihre Geschäfte gestern wieder öffnen. Doch das Modehaus Bertsch muss „aufgrund der für uns nicht nachvollziehbaren amtlichen Anordnung“ weiter geschlossen bleiben, wie es auf einem Zettel am Eingang heißt. Die Verkaufsfläche liegt mit 1450 Quadratmetern über der Marke von 800 Quadratmetern, die in der neuen Corona-Landesverordnung festgelegt ist.

Inhaber Udo Bertsch muss weiterhin auf den Abhol- und Lieferservice setzen, der seit der Schließung angeboten wird. Ein Teil der Mitarbeiter näht zudem nun bis zu 70 Schutzmasken am Tag, die laut Ursula Bertsch telefonisch bestellt werden können und reißenden Absatz finden. Einzig die Filiale Street One mit ihren rund 95 Quadratmetern ein paar Meter weiter darf seit gestern wieder Kunden empfangen.

Ein Ansturm auf die Schömberger Geschäfte blieb laut Ulrike Mayrhofer, stellvertretende Sprecherin des Einzelhandels, gestern aus. Die Inhaberin von Primavera in der Liebenzeller Straße hebt auf dem Anrufbeantworter oder in den sozialen Medien die Hygienemaßnahmen in ihrem Laden hervor, um zögerliche, unsichere und ängstliche Kunden von einem Besuch zu überzeugen. Mehr über das Thema lesen Sie am Dienstag, 21. April, in der „Pforzheimer Zeitung Nordschwarzwald“ oder im E-Paper auf PZ-news oder über die Apps auf iPhone/iPad und Android-Smartphones/Tablet-PCs.