Bad Wildbad
Bad Wildbad -  24.09.2021
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Hebamme aus Bad Wildbad setzt Maßstäbe und kämpft bundesweit für ihren Berufsstand

Bad Wildbad. "Diese Arbeit ist grandios und eine Hausgeburt ein toller Moment": Diese Feststellungen von Ursula Jahn-Zöhrens im Gespräch unterstreichen, mit wie viel Herzblut sie ihre Arbeit als Hebamme immer wieder angeht. Derzeit steht bei der vielseitig engagierten Wildbaderin – in der Bäderstadt als Vorsitzende der SPD-Fraktion im Gemeinderat und auch sonst ehrenamtlich tätig – allerdings die Praxis ein wenig hintenan.

Seit 2018 ist sie hauptamtlich "Beirätin für den Freiberuflichenbereich" im Deutschen Hebammen-Verband. Dabei kümmert sie sich federführend um die Rechte und Bezahlung von mehr als 20.000 Berufskolleginnen und -kollegen, für die sie gelegentlich hart kämpfen muss.

Momentan läuft die freiberufliche Arbeit von Jahn-Zöhrens auf Sparflamme. Aber es ist ihr wichtig, da und dort auszuhelfen und in der Praxis zu bleiben. Wie ein Credo klingt, wenn sie sagt:

"Was ich verhandle, muss ich auch leben."

Zusammenfassend meint die Frau, die seit 35 Jahren Hebamme und seit 30 Jahren selbstständig ist, es sei irgendwie "Luxus, die Leidenschaft des Berufs mit politischem Wirken verknüpfen zu können".

Hebammen-Arbeit nicht allein auf Geburt beschränkt

Da freiberufliche Hebammen eigenverantwortlich arbeiten, ist mit dem Ministerium für Gesundheit etwa die Prämie zur Haftpflicht ein Thema. Bei einer Geburt gibt es auch bei Beachtung aller Anzeichen immer ein Restrisiko. Es handle sich um einen Prozess, sagt Jahn-Zöhrens, der gelegentlich nicht beeinflussbare Entwicklungen mit sich bringe.

Deshalb sei der Haftpflicht-Versicherungsbeitrag in diesem Feld bei jährlich 10.000 Euro angesiedelt. Gemildert wird die wirtschaftliche Belastung durch einen sogenannten "Sicherstellungszuschlag".

Aber bei der Arbeit der Hebamme ist nicht nur an die Geburt zu denken, sondern auch an die ganz wichtige Geburtsvor- und -nachbereitung, an die Begleitung der Familie. Dank der erfolgreichen Bemühungen ihrer früheren Kollegin, der ehemaligen Kreisrätin Hanna Fischer aus Altburg, könne dabei der Landkreis Calw eine vor Jahrzehnten erbrachte, bundesweite Pionierleistung hinsichtlich der erweiterten Geburtenvorsorge für sich beanspruchen.

Weitere Verbandsarbeit bei Wiederwahl geplant

Im Jahr 2022 will Jahn-Zöhrens im Verband weiterarbeiten, wenn sie wiedergewählt wird. So sehr sie ihre praktische Arbeit schätzt, verfolgt sie mit den Verbandsaufgaben übergeordnete Ziele und sieht durch hohe Gestaltungsmöglichkeiten große Chancen der Weiterentwicklung des Berufsfelds.

Ihre Arbeit erledigt sie im Homeoffice mit "Reisetätigkeit". Ein Büro hat Jahn-Zöhrens in Berlin, eine Hauptgeschäftsstelle des Hebammenverbands gibt es in Karlsruhe.

Wenn sie aus der hauptamtlichen Arbeit dann ausscheidet – "für die Rente bin ich auch 2026 noch zu jung" – ist sie sich sicher, dass sie im weiten Einzugsgebiet um Bad Wildbad als freiberufliche Hebamme in ihrer bestehenden Praxis genug zu tun hat.

Autor: Hans Schabert