Bad Wildbad
Bad Wildbad -  20.08.2019
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Herziges Liebesspiel mit Wiener Schmäh bei der „Feldermaus“ im Königlichen Kurtheater

Wildbad. Sie haben es geschafft und die „Fledermaus“, Kult-Operette des Walzerkönigs Johann Strauss, auf die Bühne des Königlichen Kurtheaters gebracht. Wie das geht, ein mit 30 Rollen, großem Orchester und Chor, Ballett und aufwendigen Bühnenbildern ausgestattetes Werk mit den bescheidenen Mitteln eines Fördervereins in einem kleinen, historischen Theater umzusetzen?

Man nehme eine Version mit zwei Sängerinnen und zwei Sängern, hole sich die Sprechrollen aus dem Publikum, reduziere die musikalische Begleitung auf einen Pianisten – und bringe eine gehörige Portion Spielwitz, ganz viel gute Ideen, einige Möbelstücke –, vor allem aber Stimmen mit, die den Abend tragen. Voice Passion, ein Ensemble, das seit zehn Jahren mit Produktionen und Konzertprogrammen tourt, hatte alles dabei.

Auch wenn der eine oder andere schnelle Rollenwechsel für etwas Verwirrung sorgte: Das pustete mächtig Staub von der Verwechslungskomödie, bei der Hallodri Gabriel von Eisenstein wegen Beamtenbeleidigung für acht Tage in den Arrest muss. Vorher jedoch will er noch auf den Ball des Prinzen Orlofsky, seine Frau Rosalinde empfängt indessen ihren Geliebten Alfred, der vom Gerichtsdiener für den Ehemann gehalten wird und für ihn in den Knast gehen muss. Kammerkätzchen Adele besucht derweil in einem Kleid von Rosalinde heimlich ebenfalls den Ball. Rosalinde erfährt das und will mit einem Verkleidungstrick schauen, ob ihr Mann ihr auch treu ist. Das turbulente Spiel um Intrigen, Liebe und Champagner endet in Operettenseligket – samt Happy End.

Plüsch und Pomp sind bei dieser von Regisseur Franz Garlik bearbeiteten Version auf ein Mindestmaß reduziert – interaktive Dialoge und Szenen in den Zuschauerreihen lassen die Strauß’sche Walzerseligkeit hautnah erleben. Und wie schön: Adele und Rosalinde dürfen sich in schillernden Roben so präsentieren, dass auch das Bedürfnis nach Wiener Glanz befriedigt wird. Die vier Sängerinnen und Sänger stürzten sich mit begeisternder guter Laune ins Vergnügen. Auch Texte und Handlung bekamen einige neue Wendungen, die Partitur mir ihren klaren, eingängigen Melodien blieb unangetastet.

Strauß’ grandiose Ohrwürmer haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren, im Kurtheater kam bei den vielen Hits ungetrübte Freude auf. Zumal Voice Passion, das sich zwar mitunter auf verkürzender Kabarettdichte bewegte, aber immer den liebevollen Blick auf das Werk bewahrte, mit Stimmen aufwartete, die angesichts der heiteren Werk-Variante überraschten.

Begeistertes Publikum

Garlik gab als Tenor unter anderem Gabriel von Eisenstein und dem Rosalinde-Liebhaber Profil, Bariton Ben Maier agierte als sein Gegenspieler. Die Vorstellung aber prägten die Sopranistinnen – die Waliserin Lauren Francis (Rosalinde) und die aus Riga stammende Anete Liepina (Zofe) trugen den Temporeichtum stimmlich bestens aufgelegt und virtuos mit. Das Publikum war begeistert.

Autor: Gabriele Meyer