Bad Wildbad
Bad Wildbad -  21.01.2022
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Hofmaler der britischen Krone starb in Wildbader Höhenort

Bad Wildbad. Wer sich mit dem international bekannt gewordenen, 1831 in dem heute zu Weinstadt gehörigen Endersbach geborenen Maler Karl Wilhelm Friedrich Bauerle befasst, der wundert sich über dessen Sterbeort. Denn meist ist „Aichelberg bei Wildbad“ oder Ähnliches vermerkt. Der Malkünstler war zeitweise Hofmaler am britischen Königshaus. Seine Gemälde hängen in Museen in England, den USA, Australien und Taiwan, doch fast vergessen ist er in der alten Heimat.

Seine Familie wanderte aus dem Königreich Württemberg in die USA aus, als er fünf Jahre alt war. Zwanzig Jahre später kehrte Bauerle nach Württemberg zurück und studierte an der Stuttgarter Kunstschule Malerei. Ein Stipendium des Württembergischen Königshauses ermöglichte ihm dies. Schon während seines Studiums schuf Karl Bauerle im Jahre 1860 ein wahres Meisterwerk: „Die Waisen.“ Seit 2011 wird das Gemälde zusammen mit vier anderen Werken von Bauerle – so vielen wie sonst nirgends in Deutschland – in der Heimatstube Endersbach präsentiert. Die perfekte Komposition des Bildes, die malerische Raffinesse und vor allem seine enorme, unmittelbar wirkende Ausdruckskraft machen es laut Experten zu einem der wichtigsten Werke der schwäbischen Malerei des 19. Jahrhunderts.

Eine zweite, leicht abgewandelte Fassung des Bildes malte Bauerle 1867. Dieses wurde im gleichen Jahr auf der Pariser Weltausstellung einem breiten Publikum präsentiert und befindet sich im Besitz der Stuttgarter Staatsgalerie.

Der Künstler wohnte ab 1870, durch einen zweijährigen Aufenthalt in Stuttgart 1872 unterbrochen, mit seiner Familie in London und wurde 1876 britischer Staatsbürger. Ab 1900 lebte er in Hülben im Kreis Reutlingen. Bauerle verstarb 1912 in dem heutigen Stadtteil Aichelberg von Bad Wildbad. Als Marina Lahmann, für Archiv und Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadtverwaltung zuständig, vor einem Jahrzehnt der Name des Kunstmalers begegnete, konnte sie im Stadtarchiv nichts über ihn oder zu seinem Sterbeort finden. Von Rainer Volz, der im Höhenstadtteil den Gasthof „Grüner Baum“ betreibt, erfuhr sie, dass sich der renommierte Künstler einige Male in der Sommerfrische Aichelberg erholt hatte. Vom Erzählen her war dem heutigen Betreiber des Landgasthofs bekannt, dass Bauerle bei einem Aufenthalt am 26. August 1912 im „Grünen Baum“ verstarb. Seines Wissens sei er auf dem Pragfriedhof in Stuttgart beerdigt worden.

Autor: Hans Schabert