Kirche in Aichelberg hofft auf warmen Spendenregen
Bad Wildbad-Aichelberg. Die elektrische Heizung unter den Bänken in der Kirche von Aichelberg hat jahrzehntelang funktioniert. Jetzt steht fest: Die Anlage zeigt Altersschwächen und muss erneuert werden. Wann mit dem Aus- und Einbau gestartet werden kann, ist laut der Vorsitzenden des Kirchengemeinderats der Bad Wildbader Bergorte, Marianne Schwarz, allerdings noch offen. Denn dies hängt von der Finanzierung ab. Der Kostenvoranschlag: satte 175.000 Euro.
Es gibt eine Rücklage, und man rechnet mit einer Zuwendung aus dem kirchlichen Ausgleichstock. Aber alles in allem klafft derzeit im Finanzierungsplan noch eine Lücke von 40.000 bis 50.000 Euro. Diese gedenken Marianne Schwarz und die Kirchengemeinderäte durch Aktionen, Veranstaltungen und Spenden in absehbarer Zeit schließen zu können. Ein Informationsabend ist für die Gemeindemitglieder und Interessierte im Herbst geplant.
114-jährige Geschichte
Im Jahr 2006 gab es eine große Außeninstandsetzung des Gotteshauses. Dieses sollte 2007 in neuem Glanz erstrahlen. Damals konnte nämlich das 100-jährige Jubiläum gefeiert werden. In der Festschrift zu diesem Anlass ist festgehalten: „Die Gesamtkosten der Renovierung betrugen rund 67.000 Euro. Die Finanzierung war neben den Kirchensteuerzuweisungen (43 Prozent), nur durch die Opferbereitschaft vieler Gemeindeglieder und auswärtiger Freunde der Kirchengemeinde möglich. Großzügige Spenden gingen ein. Durch Veranstaltungen wie Mittagessen und Gemeindefeste wurden ansehnliche Beträge erwirtschaftet.“ Auf ähnliche Weise hoffen die Verantwortlichen auch diesmal, das nötige Geld verbuchen zu können.
Ab 1850 war die Gemeinde Bergorte mit den Ortschaften Meistern, Hünerberg und Aichelberg – auf letzteren Namen wurde sie 1938 umbenannt – selbstständige Kommune. Vor allem aufgrund der weiten Wege hatte sie sich nach Jahrhunderten aus dem „Ämtlein Neuweiler“ gelöst. Ähnliche Erwägungen spielten bei dem bald aufkommenden Wunsch auf eine eigene Kirche und örtliche Bestattungsplätze mit. Zuvor waren für Hünerberg, Meistern und Rehmühle Pfarramt und Friedhof in Neuweiler. Für Aichelberg fanden Taufen, Trauungen und Beerdigungen in Zwerenberg statt. So wurde 1894 vom Kirchengemeinderat beschlossen, für eine eigene Kirche kräftig zu sparen und Spender zu gewinnen. Von 1896 bis 1904 – dann erfolgte die Einstellung wegen Geldmangels – stellte auch die bürgerliche Gemeinde jährlich 1000 Mark dafür bereit.
Im Mai 1906 wurden erste Bauarbeiten vergeben, und am 21. Juni 1906 erfolgte die Grundsteinlegung. Schon am 8. September 1907 konnte die feierliche Einweihung vollzogen werden. Am Rathaus bildete sich laut Programm ein Festzug zur Kirche in der Reihenfolge „Schüler, Kriegerverein, Mädchen mit dem Schlüssel, Baumeister und Bauleute, Geistliche und Vertreter der Kirche, Kirchengemeinderat, bürgerliche Kollegien, Gäste, Stifter, Gemeindeglieder: Männer, Frauen.“ Einer Übergabezeremonie folgten der Einzug ins neue Gotteshaus und der Festgottesdienst. Ein Festessen gab es im Gasthaus „Sonne“ für Angemeldete zu „1 Mark 50 Pfennig ohne Wein“. Ein Nachmittagsgottesdienst beschloss den Tag.
Bunte Fensterkunst
Innenrenovierungen der Aichelberger Kirche wurden 1936 und 1965/66 vorgenommen. Mitte der 1960er-Jahre entstand auch das bunte Kirchenfenster hinter dem Altar. Es stammt von dem bedeutenden Maler, Bildhauer und Glasfenster-Gestaltungskünstler Emil Kiess (Jahrgang 1930) aus Trossingen. Die Orgel aus dem Jahr 1907 musste durch die heutige 1972 ersetzt werden. Sie stellte Orgelbaumeister Peter Vier in seiner Werkstatt in Friesenheim-Oberweier bei Lahr her. Innen und außen gefällig wirkt die Kirche auf den Betrachter mit ihren Jugendstilelementen. Die Tür steht Besuchern übrigens tagsüber ständig offen.
