Konzertante Aufführung von Meyerbeers Oper „Romilda e Costanza“ bei „Rossini in Wildbad“
Bad WIldbad. Keine Szenerie, stattdessen Notenbücher und Stand-Mikrofone: Eine konzertante Aufführung wirkt zunächst steif und statisch. Leben wird ihr erst durch die Interpreten eingehaucht, auf ihre Vokal- und Instrumentalstimmen ist alles gerichtet. Dank der hochkarätigen Besetzung geht der Plan bei der Premiere von Giacomo Meyerbeers Oper „Romilda e Costanza“ nach dem Libretto von Gaetano Rossi auf. Zumal die moderne, dreistündige Erstaufführung in der schwülwarmen Wildbader Trinkhalle von den Solisten viel abverlangt.
Meyerbeers Manuskript ist erst jüngst bekannt geworden. Als Basis diente die der Urfassung entsprechende Partiturkopie aus der Bibliothek des Konservatoriums in Padua, wo das zweiaktige Werk 1817 uraufgeführt wurde. In „Romilda e Costanza“ vertont der Berliner die Dreiecksgeschichte eines Mannes zwischen zwei Frauen: eine Romanze mit Rachegelüsten und der Rivalität zweier Brüder um die Macht.
Protagonist ist der provenzalische Prinz Teobaldo, der gegen die Bretonen gesiegt hat und zum Palast zurückkehrt. Darauf freut sich seine Geliebte Costanza, die jedoch von der neuen Liebe Teobaldos zu Romilda, Tochter des besiegten Bretonenherzogs, erfährt. Diese tritt inkognito als Page auf. Gleichzeitig versucht Teobaldos Bruder Retello, den Thron zu erobern. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf – und enden in einem Finale der Versöhnung.
Die Musik Meyerbeers ist von großen Gefühlen geprägt, wirkt in der von Luciano Acocella dirigierten Aufführung mal heroisch mit auftrumpfendem Männerchor als Ritter, Adlige und Volk (Górecki Chamber Choir), mal sehnsuchtsvoll (Cavatina der Costanza), mal andächtig (a cappella der Solisten bei der Testamentsverlesung). Das Passionart Orchestra Krakow treibt das Geschehen mit dramatischen Steigerungen voran und sticht mit schönen Details hervor: im ersten Akt Pauken und Blech zur Ankündigung Teobaldos, die Violine zur Umgarnung Costanzas und im zweiten Akt der Fagott-Horn-Dialog vor der Romilda-Arie. Als Solist gefeiert wird vor allem der Tenor Patrick Kabongo als zerrissener Teobaldo. Seine berührende Auftrittsarie „Ombra amata“ ist der erste Höhepunkt der Aufführung und mit mühelosen Koloraturen, langem Atem, Leidenschaft und Ausstrahlung eine Glanzleistung. Eine temperamentvolle Romilda gibt Mezzosopranistin Chiara Brunello, die mit ihrer vollen, dunklen Stimme ihre einzige Arie „Se il fato barbaro“ virtuos präsentiert. Ausdrucksvoll auch Sopranistin Luiza Fatyol als sehnsuchtsvolle Costanza, die besonders im zweiten Akt mit facettenreichem Belcanto brilliert. Ein Bass von Format ist Javier Povedano als Bösewicht Retello. Äußerst präsent auch die beiden Buffos mit prachtvollen Baritonstimmen, Giulio Mastrototaro als heiratswilliger Pierotto und Emmanuel Franco als Albertone. Kurz, aber wirkungsvoll ist der Auftritt des Bassisten Timophey Pavlenko als Knappe Ugo. Verdient stürmischer Applaus.
