Bad Wildbad
Bad Wildbad -  26.04.2022
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Kurtheater mit neuem Flügel: In Bad Wildbader Kultureinrichtung kann endlich wieder in die Tasten gehauen werden

Bad Wildbad. Makellos glänzend steht er auf der Bühne und bildet einen starken Kontrast zu dem nach der Winterpause noch auf eine gründliche Reinigung harrenden dunklen Bühnen-Tanzboden: Im Königlichen Kurtheater Bad Wildbad wurde der heiß ersehnte Flügel angeliefert.

Jetzt kann es wieder losgehen mit einem musikalisch hochwertigen Programm in Bad Wildbads schönstem Kulturhaus – nur ein Wermutstropfen trübt die Freude beim ersten Vorsitzenden des Fördervereins, Dr. Thomas Käppler: „Es fehlen uns noch rund 13.000 Euro an Spendengeldern zum vollen Kaufpreis.“

Lange hatten Käppler und der zweite Vorsitzende des Fördervereins, Gerd Müller, gesucht und verhandelt, nachdem die Sparkasse ihren zur Verfügung gestellten Flügel zurückhaben wollte. Fündig wurde man schließlich mit einem in Südkorea in Handarbeit gefertigten Instrument der Marke Kawai.

„So gut wie die ganz großen Nameninstrumente“, schwärmt Käppler und streicht bewundernd über den schwarzen Lack. Nur der Griff in die weißen Tasten will nicht klappen – Käppler holt das Telefon: „Das ist die Transportsicherung , die muss gelöst werden“. Der musikalische Test wird an diesem Nachmittag also verschoben. Fest steht aber bereits, wann der neue Flügel seinen ersten anspruchsvollen konzertanten Einsatz haben wird – Justus Frantz gastiert am 26. Mai mit einem Beethoven-Konzert im Kurtheater, für das er sich seit Jahren besonders engagiert.

44.000 Euro hat der Flügel gekostet – „ein Schnäppchen“, wissen die beiden Vorsitzenden und verweisen darauf, dass solche hochklassigen Instrumente in aller Regel das Doppelte kosten. „Es war ein Ausstellungsstück – ein Jahresflügel, praktisch wie neu.“ Doch trotz des günstigen Preises fehlt noch einiges in der Spendenkasse. 16.359 Euro konnten im vergangenen Jahr verbucht werden, in diesem Jahr sind bisher etwas über 14 000 Euro eingegangen, wobei der Freundeskreis Rossini mit 10.000 Euro tief in die Tasche gegriffen hat. Zu den 13.000 Euro, die jetzt noch zusammenkommen müssen, summieren sich die Kosten für einen Flügel-Klimaraum, den Müller hinter der Bühne ausbauen lassen will: „Das Instrument braucht beispielsweise 45 Prozent Luftfeuchtigkeit und 21 Grad.“

Käppler ist trotz einer Zurückhaltung von Industrie und Handwerk, sich für Bad Wildbads historisches Kulturdenkmal zu engagieren, zuversichtlich: „Ich denke, das kiegen wir zusammen.“

Auch sonst gibt es im Kurtheater trotz aller wunderschön sanierten und renovierten Pracht noch viel zu tun. „Es gehört nun mal zu einem Theater, dass mit der Sanierung nicht am Bühnenportal aufgehört wird“, macht Müller deutlich, dass Bühnentechnik und Bühnenboden eher ein historisches Niveau haben. „Die alte Technik kann man nicht mehr ertüchtigen, da hilft nur ein Neueinbau“.

Pläne dazu gibt es, allein die Gelder fehlen: Von den bisher zwölf Zügen müssen neun auf die andere Bühnenseite verlegt werden. Und auch der Bühnenboden, auf dem ein vom Abriss des Mühlehofs in Mühlacker übrig gebliebener Kunststoffbelag – ein sogenannter Tanzboden – liegt, benötigte dringend eines neuen Belags: „Das müsste mal wieder eine ebene Fläche werden.“

Keine Heizung

Ein weiteres Problem bildet die Heizung, die nur als schlecht funktionierender Frostwächter vorhanden ist und dazu zwingt, in den kalten Monaten das Haus zu schließen. Dass es auch in den warmen Monaten schon mal zu Kälteeinbrüchen kommen kann und die Besucher sich fröstelnd in ihre Mäntel hüllen müssen, wird meist klaglos hingenommen, kann aber den Kunstgenuss bedeutend schmälern. „Ein Sanierungsfehler“, bedauern Käppler und Müller. 160 000 Euro mindestens sind für die notwendigen Investitionen – ohne Heizung – veranschlagt worden. „Das wird wohl noch Zeit brauchen, bis wir wieder Geld zusammen haben“, vermutet Käppler und gibt einen weiteren Anreiz für Spenden: „Eine Bühnensanierung würde auch Rossini zugute kommen.“

Autor: gm