Bad Wildbad
Bad Wildbad -  27.02.2019
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Lärm, Kriminalität, Schmutz: Arbeiter-Unterkunft in Calmbach sorgt für Unmut

Der Leidensdruck der Bewohner des Wohnparks Sonnenhof in Calmbach muss groß sein. Denn die Sitzung des Bad Wildbader Gemeinderats am Dienstagabend nutzten zahlreiche Anlieger, um auf die Verhältnisse in und um die ehemalige Gaststätte „Sonne“ in der Höfener Straße, die 2015 zu einem Arbeiter-Wohnheim umfunktioniert wurde, aufmerksam zu machen. Von massiven Ruhestörungen, Schlägereien, Diebstählen und Verschmutzungen war die Rede. Gar eine versuchte Vergewaltigung habe dort stattgefunden. Die Polizei sei Dauergast in dem Wohnheim.

„Möchte die Stadt Bad Wildbad einen rechtsfreien Raum, direkt neben der Realschule?“ Diese rhetorische Frage stellte Manfred Schlosser, stellvertretend für die rund 80 Bewohner des angrenzenden Wohnparks Sonnenhof. Er konfrontierte die Gemeinderäte mit einer ganzen Liste an Ärgernissen. Der Eigentümer der „Sonne“, der Pforzheimer Unternehmer Frank Daudert, versichert gegenüber der PZ: „Ich tue als Eigentümer alles, um Störungen der Nachbarschaft in Grenzen zu halten“. Daudert hat das Gebäude an eine Firma vermietet, die dort ihre Mitarbeiter unterbringt.

"Unmenschliche Wohnverhältnisse"

Bereits um 4 Uhr würden die Arbeiter von Fahrdiensten abgeholt, um sie an ihre Arbeitsplätze zu bringen, ärgern sich die Anwohner. Nachts würden Partys gefeiert, die in 40 bis 50 Anrufen bei der Polizei wegen Ruhestörung gemündet hätten, berichten die Anlieger, denen nach eigenen Aussagen auch körperliche Gewalt angedroht wurde. „Von uns traut sich niemand mehr etwas zu sagen“, so Schlosser. Außerdem gebe es rund um die „Sonne“ ein enormes Müllproblem. Abgesehen von den Einschränkungen für die Nachbarschaft, wurden in der Einwohnerfragestunde des Gemeinderats auch die „unmenschlichen Wohnverhältnisse“ kritisiert. Bis zu vier Personen würden in einem Zimmer zusammenleben. In diesem Zusammenhang möchte Schlosser von der Stadtverwaltung geklärt haben, wie viele Personen tatsächlich in der „Sonne“ untergebracht sind. Ausgelegt seien die Räumlichkeiten für 50 Personen. Tatsächlich würden aber 64 Namen auf den Klingelschildern stehen. „Reicht dafür der Brandschutz aus?“ will er wissen.

27 Häuser bilden den Wohnpark Sonnenhof, der direkt hinter der ehemaligen Gaststätte liegt, erklärt Eigentümer-Sprecher Rainer Rentschler auf PZ-Nachfrage. Die Probleme gebe es schon von Anfang an. „Wir hatten immer die Hoffnung, dass sich etwas ändert“, so Rentschler. Gespräche, die bereits vor zwei Jahren mit Bürgermeister Klaus Mack und mit dem Eigentümer der Immobilie geführt wurden, seien jedoch ergebnislos geblieben. Darum habe man nun den Weg der Öffentlichkeit über die Einwohnerfragestunde des Gemeinderats gewählt. Mack machte in der Sitzung deutlich, dass es sich um ein privates Gebäude handle und die Einflussmöglichkeiten der Stadt gering seien. Wenn es um Ruhestörungen gehe, könne die Stadt aber einwirken. Der Rathauschef bot den Anwohnern an, einen gemeinsamen Termin zu vereinbaren, um die Sache zu klären.

Stadtbaumeister Volkhard Leetz fügte noch hinzu, dass die „Sonne“ in einem Mischgebiet liege und die Nutzung als Wohnheim dort zulässig sei. „Wir hoffen, dass der Bürgermeister nun Einfluss nimmt“, so Eigentümer-Sprecher Rentschler. Unabhängig davon würden die Sonnenhof-Bewohner überlegen, ob sie einen Rechtsanwalt einschalten werden. Daudert hat als Eigentümer der Immobilie eine Sicherheitsfirma engagiert, die an den Wochenenden im Haus präsent sei. Außerdem würden stichprobenartig Kontrollen durch die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes stattfinden. Es sei auch schon vorgekommen, dass ein Bewohner heimgeschickt worden sei. Ein Hausmeisterservice kümmere sich um den Außenbereich, so Daudert. Die Zimmer seien auf ein oder zwei Betten ausgerichtet. Die Diskrepanz zwischen den 64 Namen auf den Klingelschildern und der Höchstbewohnerzahl von 50 erklärt er damit, dass die Menschen in einen Drei-Schicht-Betrieb arbeiten würden. Ein Drittel der Bewohner sei also immer in der Heimat.

Autor: Nicole Biesinger