Bad Wildbad
Bad Wildbad -  30.08.2021
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Matinee in Bad Wildbad huldigt Verbindung von Clara Schumann und Pauline Viardot-Garcia

Bad Wildbad. Sie gelten als zwei der bedeutendsten Musikerinnen des 19. Jahrhunderts, doch es verband sie nicht nur die Musik. Clara Schumann und Pauline Viardot-Garcia fanden zueinander in einer ungewöhnlichen und innigen Vertrautheit. Dabei waren sie grundverschieden, fast gegensätzlich in ihren Charakterzügen.

Eindrucksvoll interpretiert die Sopranistin Raphaela Stürmer die Schumann- und Brahms-Lieder, einfühlsam begleitet von der Pianistin Helene Herzberger.
Eindrucksvoll interpretiert die Sopranistin Raphaela Stürmer die Schumann- und Brahms-Lieder, einfühlsam begleitet von der Pianistin Helene Herzberger. Foto: Meyer

"Zwei Freundinnen" hatte man die Veranstaltung im Rahmen des Clara-Schumann-Wochenendes in Bad Wildbad überschrieben – und sie brachte neben der musikalischen Lieder-Einstimmung auf die Kompositionen des engen Schumann-Kreises und den Klang der Romantik Einblicke in die innere Verbundenheit der Künstlerinnen.

Es war wiederum der Musikwissenschaftler Wolfgang Seibold, der die sechs Jahrzehnte währende Freundschaft plastisch werden ließ und neben Clara Schumann eine Frau in den Mittelpunkt stellte, die wohl ein Multitalent war: Die charismatische Pauline Viardot sang mit einer ungewöhnlichen Stimme – Zeitzeugen bezeichneten sie als Contralto – spielte Klavier und komponierte.

Schumann und Viardot finden Heimat in Baden-Baden

Sie galt als lebensfroh, leidenschaftlich und unangepasst – Clara Schumann dagegen als ernst und melancholisch, die Leichtigkeit Paulines war ihr fremd. Dennoch verstanden sich die beiden von Anfang an. In Baden-Baden hatte Viardot ebenso wie Schumann zusammen mit ihrem Mann eine Heimat gefunden, bis der Krieg den Umzug nach London und später nach Paris erzwang.

Der Eindruck, was die Freundschaft den beiden bedeutete, entstand aus den zwischen 1838 und 1894 geschriebenen Briefen, aus denen Seibold mit Verweis auf das jetzt erschienene Buch "Die Herzensschwestern der Musik" zitierte. "Eine echte Künstlerseele", so sah Clara Schumann die Freundin, mit der sie sich traf, so oft es die Konzertreisen erlaubten. Sie konzertierten im privaten Kreis, dinierten, sprachen sich aus, ließen die andere in die eigene Seele schauen.

Letzteres auch in ihren Briefen – durchaus mit Turbulenzen. So reagierte das "liebste Clärchen" verärgert auf eine deutliche Kritik Paulines am Verhalten Robert Schumanns – Clara erwartete gerade ihr fünftes Kind – und wies die Freundin zurecht: "Du meinst es gut mit mir, aber du tust es auf Kosten meines Mannes. Ihn lass unangefochten, willst du mich nicht kränken".

Eindrücke über Freundschaft eingebettet in Liederzyklus

Eine der letzten Begegnungen fand 1884 statt. Mit dabei war Claras jüngste Tochter, Eugenie Schumann. Sie notierte: "Auch Pauline Viardot kam noch einmal, ganz unverändert schien sie, jugendlich und lebenstapfer; durchaus originell, noch immer in die Luft küssend, ‚mein Klärchen' sagend, immer unverbrüchlich treu und anhänglich."

Eingebettet waren die Eindrücke über die lebenslange Freundschaft der beiden Frauen bei der Matinee im Forum König Karls-Bad in einen umfangreichen Liederzyklus. Die Sopranistin Raphaela Stürmer zeigte mit ihrem klaren und schlanken lyrischen Sopran, welche anrührenden Kleinode sich in der detailreichen Bandbreite der Lieder von Clara und Robert Schumann, Pauline Viardot und Johannes Brahms zeigen. Anmutige Heiterkeit, aber auch die dunkle Melancholie der Brahms-Lieder interpretierte Stürmer ebenso behutsam wie kraftvoll und beeindruckte insbesondere dann, wenn sie zeigte, wie eindrucksvoll "leise" klingen kann.

Dass hin und wieder eine Passage etwas angestrengt wirkte, fiel dabei kaum ins Gewicht. Einfühlsam und inspiriert gestaltete die Pianistin Helene Herzberger ihren Part. Mit ihrer nuancierungsreichen Klavierbegleitung gab sie einem fast schon impressionistischen Zauber Raum und traf die Stimmung der empfindlichen Gefühlslage dieser Lieder.

Autor: Gabriele Meyer