Bad Wildbad
Bad Wildbad -  20.05.2022
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Peinlich aus dem Ruder gelaufen: Maddin eröffnet die Comedy-Woche im Kurhaus Bad Wildbad

Bad Wildbad. Schon nach kurzer Zeit muss er um Aufmerksamkeit kämpfen. Denn Maddins Witz ermüdet – er bewegt sich nicht selten hinab in die Niederungen des auf Männerparties Erprobten und lässt auch das zu, was nicht mehr gesagt werden kann: „Egal, ob Mensch oder Weibchen“ – das lockt selbst bei hartgesottenen Vertretern des Machismo kaum noch einen Lacher hervor. „Denke macht Koppweh“, die Devise des Solo-Abends im Kursaal konnte man gelten lassen, denn Kopfweh will man bekanntlich vermeiden. Trotzdem gab es gebremste Heiterkeit – Maddins Konzept der Kommunikation mit der ersten Reihe lief dabei allerdings peinlich aus dem Ruder.

Der Mann ist Hesse, das erklärt die konstante Umwandlung von zwei Konsonanten in die Dreierkombination „sch“, und so wird selbst aus Nicole auch flugs mal s’Nicölsche. Das ist relativ humorbefreit, aber zeigt, dass man sprachlich verankerte Bodenständigkeit wie ein Fischernetz über sein Publikum werfen kann. Maddin auf der Bühne ist zudem laut und schamlos, was das Spiel mit der eigenen Physiognomie angeht. Die ist bemerkenswert geeignet für Grimassen – und mit denen bleibt er im permanenten Kampfmodus. Manche finden das ulkig. Da muss das Gehirn auch keine Kapriolen schlagen.

Überhaupt – das Denken. War das nicht Thema des Abends? Vieles deutet darauf hin, dass es verblüffend unterschiedliche Interpretationen von Denken gibt – sozusagen eine behagliche und eine anstrengende Variante. Zu welcher die Spur an diesem Abend führt, ist klar. Die hat Martin Schneider selbst gelegt – „überflüssige Gedanken in die Tonne kloppen“ rät er an. Man ahnt, der Mann meint mit Denken etwas völlig anderes, verschränkt es mit Gedankenmustern des täglichen Lebens und lässt teilhaben an so alltäglichen Ängsten wie: „Habe ich jetzt auch den Herd ausgemacht? Und ist der gelbe Sack rausgestellt?“ Für diesen bemerkenswert unproblematischen Shitstorm im Kopf bietet er die „Scheiß-druff-Programmierung“ an. Die Logik des Maddin-Systems: Die beste Art des Denkens ist das Nicht-Denken, eine Art Notwehr gegen die eigene Psyche. Beim Thema Resonanz bleibt er dann vergleichsweise vage. Und die ersonnene Frage „Warum ziehe ich immer nur rothaarige Frauen mit Fleischwurst-Intoleranz in mein Leben?“ scheint sich auch nicht beantworten zu lassen.

Es ist die glorreiche Normalität, die Maddin herunterholt von der Bühne mitten ins Publikum. Da fühlt sich der Zuschauer nicht allein gelassen. Dem gibt er das erwartete Futter. Zwiebelkuchenessen vor dem Whirlpoolgang – die Vorahnung dessen, was als Lachanreiz folgt, trügt nicht. Dann ist da noch die Oma, die immer wieder mit derben Sprüchen ins Spiel gebracht wird: „Wie du dich auch drehst und wendest, der Arsch bleibt immer hinten.“

Und wenn man schon unterm Hosenbund ist, darf es auch ein bisschen schärfer werden. Daran kommt heute kaum ein Comedian vorbei. Das wird erwartet. Maddin machts eher kurz. Die professionelle Penisverlängerung als Super-Schnäppchen wird ergänzt durch den Rat an Männer im reiferen Alter, angesichts ihrer Schlupflider und sonstigen hängenden Partien die Missionarsstellung zu vermeiden. Da haben wir doch einige Erkenntnisse aus diesem Abend mitgenommen.

Autor: Gabriele Meyer