Bad Wildbad
Bad Wildbad -  28.05.2019
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Pulsierende Ode an das Leben - Eröffnungskonzert des Schwarzwald Musikfestivals

Bad Wildbad. Es war ein fulminanter Start. Mit Orffs „Carmina Burana“ brachte das Schwarzwald Musikfestival – in Medienpartnerschaft mit der „Pforzheimer Zeitung“ – ein Eröffnungskonzert auf die Bühne, das nicht nur mit seinem Programm, sondern auch mit Solisten und Chor so überragend war, dass es die Besucher am Schluss nicht auf den Sitzen hielt.

Es stellte ebenso die ungebrochene Faszination der Orff’schen Vertonung unter Beweis: In der Bad Wildbader Trinkhalle gab es stehende Ovationen und Bravo-Rufe für den Dirigenten Mark Mast, den Chor der Bayerischen Philharmonie, die beiden Pianistinnen, das Percussion-Ensemble und die Gesangssolisten.

Die „Carmina Burana“, eine musikalische, szenische Umsetzung mittelalterlicher Gedichte, die im Kloster Benediktbeuern entdeckt worden waren, ist eine von spezifischer Rhythmik pulsierende Ode an das Leben und umfasst dabei eine prallvolle Spanne von Themen – Wonnen und Laster werden geistreich und humorvoll präsentiert. Mit überbordender Kraft und gesungen in Latein, Altfranzösisch und Mittelhochdeutsch schlägt sie ihre Zuhörer vor allem aber mit überwältigender Klangfülle in den Bann. Mark Mast hat für das Schwarzwald Musikfestival die reduzierte, konzertante Version für Solisten, großen gemischten Chor, Kinderchor, zwei Klaviere und Schlagzeug von Orffs Schüler Wilhelm Killmayer gewählt. Seine Fassung bringt die rhythmischen Elemente der Orff‘schen Musik durch eine dynamische Differenzierung besonders zur Geltung und lässt durch ihre klangliche Transparenz überraschend reiche Entdeckungen zu.

Mast, dessen Dirigat zu der besonderen Intensität des Abends beitrug, ist es mit geistigem Elan und sensiblem Einfühlungsvermögen gelungen, die Wucht des Werks einzufangen. Orffs Musik klingt in dieser Umsetzung frisch und licht, ohne ihre monumentale Kraft zu verleugnen. Sinnlich, archaisch, voll pulsierender Rhythmik und mit fast volkstümlich schlichter Melodik – der Chor der Bayerischen Philharmonie singt mit starker stimmlicher Biegsamkeit und Kraft. Mitreißend der wuchtige Chorsatz mit der Anrufung der Schicksalsgöttin Fortuna, der den Kreis des Abends wieder schließt. „Eine musikalische Sintflut“, nannte der Choreograf Germinal Casadoden den Auftakt und das Ende der „Carmina Burana“.

Sänger als wahre Glücksfälle

Erstaunlich auch die Leistung der Sänger. Sopranistin Carmela Konrad, Tenor Gustavo Martin Sanchez und Bariton Thomas Gropper meisterten ihre Partien mit Bravour. Als wahre Glücksfälle erwiesen sich die beiden Pianistinnen Jelena Stojkovic und Yudum Cetiner, die die Intensität der Aufführung entscheidend prägten. Grandios profitierte der Elan dieser Konzeption auch vom überragenden Percussion-Ensemble der Bayerischen Philharmonie. Killmayers Version lässt Orffs monumentales Werk mit maximal 75 Minuten auf eine übersichtliche Größe schrumpfen. So konnte der „Carmina Burana“ am Beginn des Abends noch etwas vorangestellt werden, das nicht zuletzt durch seine Rhythmik den Bogen schlug zum Hauptwerk, aber trotzdem auf Eigenständigkeit beharrte. Dem „Gaudete“ folgten Maurice Ravels „Rapsodie espagnole“ in einem Arrangement für zwei Flügel und zwei Schlagzeuge und Orffs „Odi et amo“ aus „Catulli Carmina“ – schließlich der mit sichtlichem Spaß vorgetragene „Malinka Dance“ – traditionelle afrikanische Rhythmen.

Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack hatte in seiner Begrüßung das Musikfestival als eine „kulturelle Klammer des Schwarzwalds“ bezeichnet. Ganz sicher war das Eröffnungskonzert aber auch ein absoluter musikalischer Höhepunkt.

Autor: Gabriele Meyer