Rossinis Farsa „Adina“ glanzvoll bei Rossini in Wildbad aufgeführt
Bad Wildbad. „Heiter und strahlend leuchtet mehr als sonst der Tag.“ Dieser Übertitel aus Gioachino Rossinis Farsa „Adina“ begrüßt beim Belcanto-Festival in Wildbad das Publikum im Königlichen Kurtheater.
Und er trifft in zweierlei Hinsicht zu: im Kurpark auf das Sommerwetter, im Theater auf die Freude, die von der Aufführung ausgelöst wird. Denn Sara Blanch, eine mädchenhaft verspielte Adina, verzaubert die Besucher, zwitschert und trällert die kunstvollen Rossini-Koloraturen, die unglaublich hohen Bögen und stimmlich feinste Kunstäußerungen wie ein Sommervögelchen im Garten, ist mit ihrem silberhellen Schmuck-Sopran ariose Virtuosin und muntere Komödiantin zugleich.
Der Plot der anderthalbstündigen Farsa ist schnell erzählt, man kennt die Handlung in ähnlicher Form aus Mozarts „Entführung aus dem Serail“: Jahre nach dem Verlust seiner geliebten Zora lernt der Bagdader Kalif in seinem Serail Adina kennen, überhäuft sie mit Geschenken und verliebt sich in sie, auch wegen ihrer Zora-Ähnlichkeit. Glanzvoll will er sie zu einer Vermählungsfeier in den Tempel führen. Doch sie ist bereits mit Selimo verbandelt, der sie zur Flucht überredet. Was natürlich aufgedeckt wird. Der Kalif ist wütend und droht mit dem Tod der beiden, bis er schlussendlich bei Adina ein Medaillon entdeckt, dessen Bildchen beweist, dass sie seine eigene Tochter ist.
In ordensgeschmückter Uniform und bärtig ausstaffiert gibt Emmanuel Franco den Kalifen. Sein standfester, sehr beweglicher und voll tönender Bariton ist für die von Regisseur Jochen Schönleber als Buffo ausgelegte Rolle ideal, Francos Spiel wirkt aber etwas übertrieben clownesk. Sanglich schön ist seine Interpretation der enttäuscht-traurigen und entsagungsvollen Liebesarie nach der Entdeckung der Fluchtvorbereitungen. Dazu hält der Protagonist kitschselig einen Teddybär im Arm, den er Adina geschenkt hatte.
In den Duetten mit Adina und dem Kalifen ist César Arrieta als Selimo stimmlich auf der Höhe seiner Mitspieler, solistisch in seinen Arien fällt er freilich mit seinem nasalen Tenor ziemlich ab, die Koloraturen gelingen nicht immer auf hohem Niveau. Aaron Godfrey-Mayes hat als Ali, den Schönleber (wie alle anderen) zeitgenössisch gekleidet als Sekretär mit Aktentasche vorstellt, eine schöne Tenor-Arie. Shi Zong als Gärtner Mustafá ist lediglich rezitativ zu erleben, begleitet von Gianluca Ascheri am Cembalo.
Was wäre ein Rossini-Stück ohne Orchester? Unter der zupackenden Leitung von Lucinao Acocella agiert das Philharmonische Orchester Krakau spritzig und lebhaft. Auch der Philharmonische Chor – in Rossini-Farsen eine Seltenheit – kommt als Volkes Stimme vor allem im Tutti-Finale glanzvoll zum Einsatz. Auf Schönlebers Bühne ist (im Gegensatz zu der Original-Vorlage nach dem Libretto von Gherardo Bevilacqua-Aldobrandini) weit und breit kein Park zu sehen. Dafür Adinas aufgeklapptes, enges Boudoir, das ständig von Putzfrauen reingefegt wird. Statt hauptsächlich mit Blumen vergnügt sich Adina lustvoll mit Erdbeeren aus einer Glasschale. Vom Publikum werden die Darsteller ausgelassen gefeiert, insbesondere Sara Blanch hat die Herzen der Zuhörer erobert.
Weitere Aufführungen am 22. und 24. Juli.
