Bad Wildbad
Bad Wildbad -  26.04.2022
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Sana Klinik in Bad Wildbad schließt - Kreis Calw will Mitarbeiter übernehmen

Bad Wildbad/Ismaning. Nach zuletzt schwierigen Jahren, die von beschleunigtem Patientenrückgang, politischer Überregulation auf Bundesebene und demkonstant anhaltenden Trend zur Ambulantisierung geprägt gewesen seien, werde die akut-stationäre Versorgung in der Klinik und dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Bad Wildbad zum 31. Juli 2022 eingestellt, so heißt es in einer Pressemitteilung der Klinik von Dienstagmittag. Die PZ berichtete zuerst über die Maßnahme. Von dieser unberührt bleibe das ebenfalls in Bad Wildbad betriebene Neurologische Rehabilitationszentrum Quellenhof (NRQ).

Zur Sicherung der Arbeitsplätze der Mitarbeiter der Klinik und des MVZ zeichne sich nach Gesprächen mit dem Landkreis Calw mittlerweile ab, dass die Kreiskliniken Calw gGmbH die Anteile der Sana Klinik Bad Wildbad GmbH übernehmen könnte. Dazu seien zuvor noch einige Schritte nötig. Der Calwer Kreistag habe dem Vorgehen in einer Sondersitzung am 25. April zugestimmt.

„Unsere Zielsetzung war und ist es, sowohl für die Mitarbeitenden der Klinik und des MVZ, als auch für die Patienten in Bad Wildbad, eine tragfähige Lösung im Sinne eines Auffangkonzepts zu finden. Hierfür böte die gesellschaftsrechtliche Verschmelzung der Sana Klinik Bad Wildbad GmbH und des MVZ auf die Kreiskliniken Calw gGmbH noch vor der Schließung die beste Perspektive. Die Versorgung im Landkreis Calw könnte weiter über die Kreiskliniken auf hohem medizinischen Niveau sichergestellt werden, und durch eine Verschmelzung würde die Kreiskliniken Calw gGmbH als Rechtsnachfolger in alle bestehenden Verträge, einschließlich der Arbeitsverträge, eintreten, so dass der Fortbestand der Arbeitsverhältnisse der Klinikmitarbeiter sowie der Mitarbeiter des MVZ abgesichert wäre“, erläutert Andreas Ruland, Regionalgeschäftsführer der Sana Kliniken AG.

„Der Schritt, sich nach langer Zeit aus dem akut-stationären Angebot in Bad Wildbad zurückzuziehen, fällt uns nicht leicht, doch wir sind zuversichtlich, dass unsere im vergangenen Jahr angestoßene Prüfung eines veränderten Standortkonzeptes nun hoffentlich zu dem Ergebnis führen kann, dass allen Mitarbeitern eine klare Weiterbeschäftigungsperspektive aufgezeigt werden könnte“, erklärt Ruland.

Sana habe in den vergangenen Jahren immer daran gearbeitet, den stationären Betrieb in Bad Wildbad aufrechtzuerhalten. Doch trotz erheblicher Investitionen in eine neue Immobilie und der Neuausrichtung des medizinischen Angebotes hat sich die Patientennachfrage nicht nachhaltig erhöht.

Starker Rückgang der Patientenzahlen

„Am gravierendsten ist die bereits seit einigen Jahren zu verzeichnende sinkende Auslastung im stationären Bereich der seit langem etablierten Fachbereiche für Allgemeine Innere Medizin und Rheumatologie. Zwar haben wir auf diese Entwicklungen reagiert, immer wieder strukturelle Veränderungen vorgenommen und neue Fachbereiche etabliert, doch letztendlich ist es nicht gelungen, diesem Trend wirksam entgegenzuwirken. Erschwerend kommt hinzu, dass das Klinikum über keine Intensivstation verfügt und die Notaufnahme nicht die gesetzlichen Voraussetzungen zur Basisnotfallversorgung erfüllt. Die Orthopädie ist leider zudem durch Personalwechsel im Jahr 2021 praktisch komplett zum Erliegen gekommen“, führt Andreas Ruland weiter aus.

Zudem gelinge es auch nicht mehr, genügend qualifizierte Fachkräfte für den Klinikstandort Bad Wildbad zu gewinnen.

Gesetzgeberische Vorgaben für kleine Kliniken nehmen immer weiter zu

Doch auch die gesetzgeberischen Vorgaben, die die Zukunftsfähigkeit kleinerer Krankenhäuser der Grundversorgung hochproblematisch machen, hätten letztlich gleichermaßen zu der Entscheidung beigetragen, den akut-stationären Klinikbetrieb in Bad Wildbad einzustellen. Zu nennen seien beispielsweise Pflegepersonaluntergrenzen, Mindestmengenvorgaben oder Vergütungsabschläge in der Notfallversorgung sowie die Ausgliederung der Pflege aus dem DRG-System.

Sana konzentriert sich auf Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof

Von dieser Entwicklung ausgenommen sei das Neurologische Rehabilitationszentrum Quellenhof, das seit vielen Jahren große überregionale Bedeutung genießt. „Der Quellenhof verfügt seit seiner Inbetriebnahme 1996 über einen exzellenten Ruf bei der Versorgung von Patienten mit neurologisch-rehabilitativem Behandlungsbedarf in der Region und weit darüber hinaus. Diese Kompetenz in der Gesundheitsregion Schwarzwald wollen wir weiter entschlossen stärken“, so Andreas Ruland abschließend.

Versorgung weiterhin gewährleistet

Die Patientenversorgung bleibe durch den Klinikverbund Südwest mit seinen Klinikstandorten in Calw und Nagold weiterhin gewährleistet, erklärt auch der Kreis Calw in einer Mitteilung am Dienstagnachmittag. Damit gehe ebenfalls die Notfallversorgung mit den Notarztstandorten in Bad Wildbad und Schömberg einher, deren Betrieb zukünftig über die Kreiskliniken Calw gGmbH sichergestellt werde. 

„Mit der Erweiterung der Klinik in Nagold und dem Bau eines neuen Klinikums in Calw auf dem Gesundheitscampus ist die medizinische Versorgung im Landkreis auf sehr hohem Niveau für die Zukunft gesichert. Durch die Übernahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sana Kliniken Bad Wildbad bieten wir medizinischen und pflegerischen Fachkräften in den Kreiskliniken eine Anschlussbeschäftigung an und halten diese im Landkreis. Durch die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken“, sagt Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbunds Südwest Helmut Riegger.

„Durch das sich abzeichnende Übernahmekonzept können wir als Klinikverbund Südwest, den Rückzug der Sana-Klinik aus Bad Wildbad, sowohl was Arbeitsplätze und qualifiziertes Fachpersonal anbelangt, als auch hinsichtlich Notfall- und Gesundheitsversorgung auffangen. Die aktuellen Entwicklungen sind für uns die Bestätigung, dass die Gründung unseres starken, kommunal getragenen Klinikverbundes Südwest mit seiner Medizinkonzeption der absolut richtige Weg war und ist, um auch unsere kleineren Standorte erhalten und dadurch für unsere Patientinnen und Patienten als wohnortnaher Partner zur Seite stehen zu können. Wir sind sicher, den verbleibenden Mitarbeitenden der Sana-Klinik im Klinikverbund Südwest eine gute Perspektive und Zukunft anbieten zu können“, erklärt Martin Loydl, Kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikverbundes Südwest.

Autor: pm