Bad Wildbad
Bad Wildbad -  15.07.2022
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Sondengänger Peter Aschauer aus Bad Wildbad untersucht geheimes Waldversteck von Kriegsheimkehrern

Bad Wildbad/Neuweiler. Nach einem Kurzvortrag über das Kriegsende in Neuweiler bei einem heimatgeschichtlichen Frühschoppen des Schwarzwaldvereins machten mehrere Zuhörer von dem Angebot Gebrauch, ihr Wissen aus jener Zeit zu schildern. Unter den nach dem Krieg Geborenen wusste Werner Aichele von einem versteckten Unterschlupf am Königsberg.

Dort – wo er heute als Jäger unterwegs ist – hat sich Ende Mai 1945 sein Vater Fritz als Kriegsheimkehrer vier Wochen lang mit drei anderen Soldaten aus dem Dorf am Teinach-Ursprung vor der französischen Besatzung versteckt.

Der Sondengänger Peter Aschauer aus Bad Wildbad hat sich daraufhin zusammen mit seinem Kollegen Gerhard Lehmann aus Bad Wildbad-Nonnenmiß mit Werner Aichele und dessen Jagdfreund Markus Seeg getroffen. Nach einem Fußmarsch von zwei Kilometern durch den Wald war ein kleines Stück abseits der Wege das Ziel erreicht. Der viereckige Unterschlupf von wenigen Quadratmetern zwischen aufgesetzten Steinen und natürlichen Felsen am Hang war einst wohl überdacht. An der Seite lassen sich noch entsprechende Holzreste erkennen. Hier hatte also Werner Aicheles Vater Fritz 1945 Quartier bezogen. Mit ihm fristeten in dem Versteck drei weitere zurückgekehrte Soldaten aus Neuweiler ihr Dasein.

Furcht vor Besatzern

Wären die vier Heimkehrer nämlich bei der Rückkehr nach Hause von den französischen Besatzern erwischt worden, wären sie unweigerlich in der Gefangenschaft und wie manch anderer zur Arbeit im Bergwerk oder an anderer Stelle auf der linken Rheinseite gelandet. Zu Fuß hatte am Kriegsende Fritz Aichele von Sonthofen aus, wo er einer Gebirgsjägereinheit angehörte, den Heimweg in den Schwarzwald angetreten. Damit er nicht in Gefangenschaft geriet, war er drei Wochen lang stets in der schützenden Nacht unterwegs. Eher Nebenstrecken suchend, musste er zweimal die Iller überqueren. Vor allem die bis heute in Hofstett lebende Hedwig Großmann sorgte dafür, dass die in dem nur wenigen bekannten Versteck untergetauchten Kriegsheimkehrer mit Lebensmitteln und Informationen versorgt wurden.

„Das hätte ich nicht erwartet“, meinte Werner Aichele, als nach ein paar Minuten die beiden Sondengänger die ersten Metallgegenstände aus 30 Zentimetern Tiefe aus dem Boden geholt hatten. Gleich im Unterschlupf stieß nach kurzer Suche Peter Aschauer auf eine alte, verrostete Schaufel. Einen Stil hatte sie nicht, der war wohl im Lauf der Jahre verrottet. Kurz danach meldete Gerhard Lehmann den Fund eines Granatsplitters und alter Patronenhülsen. Die beiden fachlich geschulten Experten konnten diese als Militärmunition einordnen. Ein fast durchgerosteter Dosendeckel mit Verschlussring, Nägel, Drahtstücke und ein spitzer, nicht definierbarer Gegenstand häuften sich an einer Stelle wenige Meter neben dem Versteck.

Sollte es nach dieser Vorerkundung für eine weitere Sondierung die Erlaubnis des Landesdenkmalamts geben, wollen die beiden Wildbader Experten nach weiteren Spuren der Vergangenheit suchen.

Autor: Hans Schabert