UN-Kenner rechnet mit Merkels Flüchtlingspolitik ab
Bad Wildbad. „Migration hat es schon immer gegeben, sie ist eine Realität – ob nun gut oder schlecht“. Der Langzeitkorrespondent bei den UN-Organisationen in Genf, der Journalist Andreas Zumach, legte bei seinem Vortrag im Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung in Bad Wildbad Wert auf die grundlegende Unterscheidung von Flüchtlingen und Migranten.
In Kooperation mit dem Verein Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal und der Volkshochschule Calw gab Zumach in seinem Plädoyer für eine angstfreie Aufnahme von Menschen aus anderen Ländern einen Überblick über die rechtlichen Vorgaben. Deutlich sprach er sich für eine sichere, geordnete Migration und Flüchtlingspolitik aus – ohne dabei auf Schwierigkeiten der Integration durch religiöse oder kulturelle Unterschiede einzugehen. Zumach stellte die nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 erfolgte Erklärung der Menschenrechte zusammen mit der Genfer Flüchtlingskonvention an den Beginn seines Vortrags: „Hier ist das scharfe Völkerrecht geschaffen worden, dass Menschen Asyl erhalten müssen“. Schwieriger sei es mit der Migration: „Der Artikel 13 der Menschenrechte garantiert Freizügigkeit und Auswanderungsfreiheit, gibt aber nicht ausdrücklich das Recht, in ein anderes Land einzuwandern“. Zumach zog einen Vergleich zur Merkel-These „Wir schaffen das“: „Wir haben es 1946 schon einmal geschafft, als die Flüchtlinge in den Westen kamen“. Damals sei mit der Gründung der UNO-Behörde, des Hochkommissariats für Flüchtlinge, der Begriff Flüchtling um Bürgerkriegsflüchtlinge erweitert worden, die nicht direkt politisch verfolgt seien. Die Anzahl der weltweiten Flüchtlinge bezeichnete Zumach als „nicht viel“. Schwere Versäumnisse warf der Journalist der Regierung Merkel im Vorfeld der eskalierenden Flüchtlingssituation 2015 vor. Bereits 2014 habe man dringend Geld für die Flüchtlinge in den Lagern im Libanon und in Jordanien angemahnt. Geschehen sei nichts, die Nahrungsmittelrationen hätten immer stärker gekürzt werden müssen, die Zustände in den Lagern seien unhaltbar geworden. „Danach“, so Zumach, „sind die Menschen zu uns gekommen“. Vor dem Vortrag berichteten der 27-jährige Murhaf Sawwan und seine 20 Jahre alte Schwester Inam von ihren Fluchterfahrungen aus der syrischen Stadt Latakia und den Gefühlen, die sie heute in ihrem neuen Zuhause bewegen.
