Bad Wildbad
Bad Wildbad -  18.08.2022
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Unterwegs als Clara Schumann: Lea Ammertal haucht der berühmten Pianistin neues Leben ein

Bad Wildbad. Bei Spaziergängen im Kurpark oder Vorträgen im Forum König-Karls-Bad haucht die Calwer Autorin und Regisseurin Ammertal dem berühmten Kurgast von einst neues Leben ein.

Ammertal liest liebend gerne aus Briefen von Clara Schumann, die sie während ihres Kuraufenthalts in Wildbad 1859 verfasst und an Freunde, Verwandte und Geschäftspartner geschrieben hat. Um das Gefühl ihrer Zuhörer für den Zeitgeist zu stärken, verknüpft sie ihre Veranstaltungen mit Gedichten von Schriftstellern wie Ludwig Uhland und Justinus Kerner, die zeitlebens eng mit dem Kurort verbunden waren und berichtet: „Die Idee war zunächst den Gästen von Bad Wildbad Clara Schumann als Person möglichst lebensnah zur Geltung zu bringen.“ Eine schöne Aufgabe für Ammertal, die bei den Aurelius Sängerknaben in Calw als Regisseurin und szenische Trainerin Musiktheateraufführungen inszeniert und für die Konzerte mit Marcel Baluta kleinere Szenen entworfen hat.

Clara Schumann, die als neunjähriges Wunderkind bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt im Leipziger Gewandhaus das Publikum in Bann schlug, war eine faszinierende Persönlichkeit und nicht nur Pianistin, Pädagogin, Konzertorganisatorin, sondern auch Mutter von sieben Kindern. Noch nicht volljährig, unternahm sie alleine eine Konzertreise nach Paris und setzte sogar gegen den Willen ihres Vaters, ihre Hochzeit mit Robert Schumann (1810-1856), per Gerichtsbeschluss durch. Nach dem frühen Tod ihres Mannes war sie gezwungen, für sich und ihre Kinder durch Musikunterricht und Konzertreisen im In- und Ausland selbst zu sorgen. Die damals bedeutendste Pianistin Europas machte mit ihren Interpretationen am Klavier die Kompositionen ihres Mannes bekannt und wurde, um es mit Worten aus dem heutigen Sprachgebrauch zu nennen, damit selbst zum „Mega-Star“.

Wegen eines rheumatischen Leidens nutzte Clara Schumann Wildbad drei Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes zur Kur. Nahezu täglich schrieb sie ausführliche Briefe an ihre Kinder, an Verleger, an Freunde und befreundete Komponisten wie Johannes Brahms (1833–1897) mit dem sie eine lebenslange Freundschaft pflegte. Diese Briefe nutzt Ammertal als Grundlage für ihre Veranstaltungen, die sich immer um ein besonderes Motto ranken. Ammertal recherchiert stets akribisch und bezieht dabei auch die umwälzenden Entwicklungen, wie die Einführung der Eisenbahn als Reise- und Transportmittel, in ihre Texte mit ein.

Bei ihren Touren als Clara Schumann durch den Kurpark bleibt Ammertal den historischen Begebenheiten treu. Bei Interesse der Gäste geht es sogar hoch bis zum Uhland-Gedenkstein, zumal die Gedichte Uhlands, wie auch Kerners von Robert und Clara, ebenso wie von Johannes Brahms sehr geschätzt und einige davon sogar vertont wurden. „Diese enge Verknüpfung von Musik und Poesie ist mir besonders wichtig“, sagt Ammertal.

Das Kostüm, das sie seit Etablierung der Spaziergänge träge, leiht sie jedes Jahr aufs Neue vom Theater Pforzheim aus. „Da Clara nach Roberts Tod nur noch im schwarzen Witwengewand auftrat, ist es passend zu meinen Veranstaltungen.“ Im Hochsommer sei das Gewand etwas anstrengend zu tragen, zumal das Kleid über fünf Kilo auf die Waage bringe.

Eine Clara-Schumann-Matinee mit Dr. Seibold und Evelin Gritzfeld findet am Sonntag, 21. August, von 11 bis 13 Uhr im Forum König-Karls-Bad in Bad Wildbad statt.

Autor: zol