Bad Wildbad
Bad Wildbad -  29.05.2020
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Viel Geschichte auf dem Kaltenbronn: von königlichen Jagdausflügen bis zum Doppelmord

Bad Wildbad/Kaltenbronn.Auf dem Kaltenbronn findet man ab und zu Gedenksteine. Die meisten erinnern an Forstleute, aber auch an adlige Persönlichkeiten des Großherzogtums Baden, die hier auf die Jagd gingen. Einer dieser Gedenksteine ist nicht ganz so einfach zu finden, auch wenn auf dem in der Nähe stehenden Wegschild die Ortsbezeichnung „Metzgerstein 910 Meter“ zu lesen ist.

Friedbert Zapf berichtet in seinem 2011 erschienenen Buch „Geschichte des Kaltenbronn“ über diesen Stein und dessen Hintergründe. Denn dort an der sogenannte Weinstraße, einem uralten Handelsweg, geschah vor über 200 Jahren ein bis heute nicht aufgeklärter Doppelmord.

Wie es dazu kam beschreibt Zapf: „In der Morgendämmerung (des 7. Juli 1817) waren die beiden Brüder Georg Adam Kiry (36) aus Scheuern und Andreas Kiry (45) aus Staufenberg aufgebrochen. Die beiden Metzgermeister und Viehhändler hatten einen strammen Tagesmarsch vor sich, hinüber ins Württembergische auf den Bernecker Viehmarkt. In ihren Geldgurten befanden sich 400 bis 500 Gulden – Geld genug, um in Berneck gutes schwäbisches Vieh einzukaufen. Sie waren in zwei Stunden steil auf der alten Weinstraße von Scheuern über Fechtenbuckel, Illert und Ahornwasen auf 900 Meter in den Reichentaler Wald aufgestiegen. Und dort, in der Waldabteilung „Drei Tannen“ lauerten Leute, die von den Geldgurten wissen mussten. Sie gaben Schüsse ab, (die von Reichentaler Bauern bei der Heuernte gehört wurden). Als man die beiden Brüder fand, war Georg Adam Kiry bereits verblutet. Andreas Kiry lebte noch, starb aber gegen 14 Uhr am selben Tag.“

Es wurde festgestellt, dass die Geldgurte mit dem gesamten Geld fehlten, außerdem war eine silberne Taschenuhr mit römischen Ziffern und eine Tabakspfeife mit silberbeschlagenem Kopf gestohlen worden. Am Tatort wurde ein alter durchlöcherter Hut gefunden, der wahrscheinlich einem der Mörder gehört hatte. Trotz eines Steckbriefs im „Großherzoglich Badischen Anzeigenblatt“ wurden die Täter nicht gefasst. In Scheuern wurde später erzählt, dass ein Bürger auf seinem Sterbebett die Tat gestanden haben soll.

Die Angehörigen, vermutlich die beiden Witwen ließen später den Gedenkstein erstellen, auf dem in ungelenker Schrift zu lesen ist: „Hier wurden ermordet d. 7. Juli 1817 zwei Brüder A. u. G.A. Kÿri v. Sch. u. St.“

Autor: Götz Bechtle