Von militärischen Ursprüngen zu moderner Lehrerakademie
Bad Wildbad. Der Vortrag des Heimat- und Geschichtsvereins Oberes Enztal (HGV) mit dem Titel „1918 bis 2018 – Von der Militärkuranstalt zur Lehrerakademie“ ist zu einer kleinen Jubiläumsfeier geworden.
Bad Wildbad. Der Vortrag des Heimat- und Geschichtsvereins Oberes Enztal (HGV) mit dem Titel „1918 bis 2018 – Von der Militärkuranstalt zur Lehrerakademie“ ist zu einer kleinen Jubiläumsfeier geworden. Die Direktoren der in der ehemaligen Versorgungskuranstalt wirkenden Lehrerakademie, Carmen Mattheis und Bernd Schinko, stießen mit den 30 Zuhörern zur Begrüßung mit einem von Tanja Hutter servierten Glas Sekt an. HGV-Vereinschef Wolfgang Plappert zeigte sich als ehemaliger Lehrer erfreut, dass das stattliche Gebäude einem sinnvollen Zweck zugeführt ist. Der folgende Streifzug in Wort und Bild mit Hans Schabert führte von der Historie des Baukomplexes und seiner Nutzer bis in die Gegenwart. Der älteste Teil an der Baetznerstraße wurde ab 1. Oktober 1918 genutzt. Die Pressemeldung damals lautete lapidar: „Heute wird die neuerbaute Militärkuranstalt in Betrieb genommen. Von einer Einweihungsfeier ist der Kriegsverhältnisse wegen abgesehen worden.“ Dies verwundere nicht. Es war der Tag nach dem der Erste Generalquartiermeister Erich Ludendorff und andere hohe Militärs informierten, dass ein Waffenstillstand angestrebt werden solle und der Krieg verloren gehe.
Zuvor lag die in jenen Jahren neu geordnete Versorgung der Kriegsbeschädigten und -hinterbliebenen in Württemberg, wie an einem Beispiel verdeutlicht, in jeder Hinsicht im Argen. Dass die Landeseinrichtung nach Wildbad kam, bewirkten das Thermalwasser und der gute Ruf als Kurstadt. Nicht ohne Probleme verlief der Bau in den Jahren des Ersten Weltkriegs. Die Baetznerstraße gab es noch nicht. Zu hören war von Finanzierungsproblemen für das Projekt. Dessen veranschlagte Baukosten stiegen in Zeiten eines Monatslohns von 80 Mark für einen Arbeiter um fast eine Million auf 2,1 Millionen Mark. Spenden der Stadt Ulm, des Königshauses und des Gewerbes im Land im Wert von 360 000 Mark brachten das Vorhaben zu einem guten Abschluss. Während des Zweiten Weltkriegs diente der 1918 errichtete, heute von der Lehrerakademie genutzte Bau an der Baetznerstraße, vorübergehend als Kriegs- und Reservelazarett, Kuranstalt und Krankenhaus für Wildbad.
1945 beanspruchte die französische Besatzungsmacht das Gebäude für ihre Zwecke. Nach Rückgabe 1956 erfüllte darin von 1959 bis 2004 die vor allem in den 1970er-Jahren erweiterte Kurklinik ihren Zweck. Nach Umbau und Sanierung zog 2007 die Lehrerakademie ein. pm
