Bad Wildbad
Bad Wildbad -  26.07.2022
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Waldzauber zum Festival-Finale:Werke von Rossini und Mendelssohn-Bartholdy auf dem Sommerberg

Bad Wildbad. Ein großer Teil der Romantiker liebten den Wald. Zu ihnen zählte Rossini nicht unbedingt, dessen Oper „Guillaume Tell“ frei nach Friedrich Schiller zumindest in den Schweizer Alpen spielt. Vor allem aber galt das für Felix Mendelssohn-Bartholdy und dessen Bühnenmusik zu Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“, in der Elfen und andere Waldgeister die Menschen verwirren.

Bei bestem Wetter spielten am Sonntagabend der philharmonische Chor und das philharmonische Orchester Krakau Kompositionen aus diesen beiden Werkgruppen. Als feinsinniger Dirigent agierte Diego Ceretta. Die weiche, aber dennoch transparente Akustik der Naturstätte tat das ihrige dazu, um ein außergewöhnlich atmosphärisches Konzerterlebnis zum Abschluss von „Rossini in Bad Wildbad“ zu ermöglichen. Die finnische Sopranistin Lida Antola, Stipendiatin der Akademie BelCanto, sang Rezitativ und Romanze der Mathilde aus Rossinis Tell-Oper. Mit musikalischer Sensitivität betonte sie den emotionalen Gehalt dieser Arie und setzte ihre feinen Klangfarben-Unterschiede virtuos um. Das polnische Orchester spielte mit rhythmischer Verve die Ouvertüre zu „Tell“ und die Sinfonia zur Oper „Otello“. Musikalisch eine Offenbarung waren die 13 Sätze aus Mendelssohns „Sommernachtstraum“. Eine märchenhaftere Atmosphäre ließ sich bei der einsetzenden Dämmerung mit ihrem sanften Licht kaum vorstellen. Die poetisch-fragile Musik um den Liebeszauber hinterließ beim Publikum großen Eindruck. Die Sopranistin Mariana Poltorak, ebenfalls Stipendiatin der Akademie, beeindruckte ebenso durch fabelhafte Intonationssicherheit und subtile Ausdruckseleganz.

Es war erstaunlich, wie die Sätze mit dem Damenchor und dem Orchester durch die Blockhütte und den dicht stehenden Tannenwald reflektiert wurden. Der Nachhall lag bei immerhin über einer Sekunde. Mendelssohns Bühnenmusik wird heute relativ selten gespielt, einzelne Sätze sind jedoch ausgesprochen populäre Hits, etwa die Ouvertüre, das elegante Scherzo und der festliche Hochzeitsmarsch. Nach dieser verzaubernden Darbietung wurde es dann doch noch einmal richtig laut. Das Publikum verlieh seiner Begeisterung mit Applaus und etlichen Bravo-Rufen langanhaltenden Ausdruck.

Autor: pm