Bad Wildbad
Bad Wildbad -  27.11.2018
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Warum hat ein niederländischer Maler eine Gasse in Wildbad verewigt?

Bad Wildbad. Sein Vater war ein Sammler, der vor allem Dinge sammelte, die mit der Stadt Wildbad zu tun hatten. So ist es nicht verwunderlich, dass sein Sohn ebenfalls weitersammelte, aber nicht nur Bilder, sondern alles, was mit Wildbad zu tun hatte. Die Rede ist von Wolfgang Plappert, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Oberes Enztal, der sich auch intensiv mit den Dingen seiner Sammlung beschäftigt und nachforscht.

Ob dies nun Fotos, Landkarten, Urkunden oder Gegenstände aus ehemaligen Hotels sind, spielt dabei keine große Rolle: ihn interessiert vor allem die Geschichte, die hinter diesen Dingen steckt.

Das war sicherlich auch der Grund für seinen Vortrag im König-Karl-Bad, der das Werk des niederländischen Malers Pieter Francis Peters, 1818 in Nijmegen geboren, in Stuttgart 1903 gestorben, zum Inhalt hatte. Auslösender Faktor war ein Bild, das sein Vater vor mehr als vier Jahrzehnten im Stuttgarter Kunsthaus Nagel gekauft hatte, und das seither in Plapperts Wohnung hing. Allerdings hatte Wolfgang Plappert in Auktionskatalogen immer wieder Angebote von Peters‘ Bildern gesehen, so dass ihn nicht nur das Bild, sondern auch das Leben von Pieter Francis Peters interessierte. Zuerst zum Bild: es ist ein Ölgemälde mit dem Blick von der (heutigen) Uhlandstraße herunter zur Stadtkirche und stammt aus dem Jahr 1858. Aber wie kommt ein niederländischer Maler nach Wildbad? Als Kurgast? Durchaus denkbar, denn in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts kamen viele ausländische, finanziell gut situierte Gäste nach Wildbad, vor allem Engländer. Aber ein niederländischer Maler? Sohn eines Glasmalers?

1838 ist Peters in Mannheim, vier Jahre später heiratet er in Ludwigsburg Heinrike Mali, die ebenfalls aus einer niederländischen Malerfamilie stammt. Bis 1845 wohnt die Familie Peters in Mannheim, zieht dann aber nach Stuttgart, wo ihm der damalige König Wilhelm im Alten Schloss ein Atelier zur Verfügung stellt. Außerdem diente er dem Königspaar, aber auch der späteren Königin Olga alleine, als Reisebegleiter. Das gab Peters die Möglichkeit an vielen Orten, welche die Königsfamilie bereiste, zu malen. So war er im Sommer als königlicher Reisebegleiter viel unterwegs. Peters war außerordentlich produktiv, so dass bis heute noch nicht genau feststeht, wie viel Bilder er gemalt hat. Wolfgang Plappert nennt rund 160 Bilder, weitere 60 noch nicht erfasste und rund 70 in anderen Ländern, also sicherlich mehr als 350 Bilder.

Woher weiß Plappert, wo Peters überall war? Nun, da gibt es ein Tagebuch einer Hofdame, welche die Königin stets begleitete. So kann man über mehrere Jahre hinweg die Reisen der königlichen Familie verfolgen und natürlich auch die des Malers Peters, der meistens dabei war.

Der mit zahlreichen Bildern versehene Vortrag, überaus unterhaltsam präsentiert, endete mit der „Enthüllung“ des Originalbildes „Wildbad 1857“, das zuvor noch mit Stadtplänen von früher eindeutig lokal zugeordnet werden konnte. Viel Beifall für diesen heimatgeschichtlichen Vortrag, der zudem noch einen ausländischen Maler bekannt machte, der in Württemberg Karriere machte.

Autor: Götz Bechtle