Bad Wildbad
Bad Wildbad -  03.07.2018
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Wirbel um Rossini-Festival in Bad Wildbad

Bad WIldbad. Über den Wipfeln des Sommerbergs startet am 12. Juli die 30. Edition des renommierten Rossini-Festivals – mit Klängen von Solisten und dem Festivalchor, die zum erhabenen Ausblick auf dem Baumwipfelpfad gut passen sollten. Doch während die Stadt Bad Wildbad sich auf die große Eröffnung vorbereitet, sorgte die Festival-Leitung mit einer Pressemitteilung für so viel Brisanz, dass Bürgermeister Klaus Mack den Punkt „Endabrechnung des Opern- und Musikfestivals Rossini“ kurzerhand von der Tagesordnung im Gemeinderat nahm. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist passiert?

Intendant Jochen Schönleber macht sich Sorgen um den Etat des Festivals im kommenden Jahr. In seiner Mitteilung heißt es: „Statt über eine Jubiläumsgabe im 30. Festivaljahr wird über eine Zuschusskürzung wegen eines Abmangels verhandelt, der direkte Folge einer unerwarteten Verringerung von Zuschüssen seitens des Landkreises ist.“ Während das Land Baden-Württemberg im Jubiläumsjahr die Zuschüsse kräftig erhöht habe und zum größten Förderer aufgestiegen sei, „gab es keinerlei zusätzliches Zeichen der Anerkennung von Seiten der Stadt und des Landkreises“, schreibt er.

Wie reagierte der Bürgermeister auf die Intendanten-Initiative?

Nicht sonderlich begeistert. Die missverständliche Mitteilung habe für Wirbel gesorgt, erklärte Mack in der Sitzung. Fakt sei dagegen, dass der Gemeinderat im Juli 2017 die Durchführung des Festivals für fünf weitere Jahre bis 2023 beschlossen habe. Der städtische Zuschuss, der 125.000 Euro bis 2014 und 130.000 Euro ab 2015 betragen habe, sei von 2019 an sogar auf 135.000 festgesetzt worden.

Mack erläuterte, dass dieser städtische Zuschuss budgetiert worden sei, Überschüsse und Verluste also ins nächste Jahr übertragen werden. Richtig sei, dass sich der Landkreis-Zuschuss an den Vorjahreszahlen orientiere. Grundlage dafür sind die Kriterien für die Kulturförderung des Landkreises Calw. „Wir als Stadt Bad Wildbad sind sehr froh, dass es im Kreis gelungen ist, diese Kulturförderung auf den Weg zu bringen und den Zuschuss für das Festival damit nachhaltig zu sichern“, so Mack. Er habe dem Intendanten klargemacht, dass er seine Vorgehensweise missbillige – und entschied sich dazu, die Sitzungsvorlage für die Gemeinderatssitzung zunächst zurückzuziehen, „um Luft rauszunehmen“.

Wie soll es weitergehen?

Der Punkt solle später diskutiert werden, so Mack. Mit Intendant Schönleber sei vereinbart worden, die Finanzierungsthematik des Festivals noch einmal sachlich für das Gremium aufzuarbeiten. Außerdem sei der Intendant aufgefordert worden, eine Klarstellung zu veröffentlichen.

Kam es zu einer Klarstellung seitens des Festivals?

Ja, Schönleber sandte eine „Ergänzung“ hinterher. Es sei nicht seine Absicht gewesen, die Stadt zu kritisieren, da die Zwänge der finanziellen Lange Bad Wildbads bekannt seien – und präzisierte: Bei der im Raum stehenden Kürzung handele es sich nicht um den Vorschlag einer aktiven Zuschusskürzung seitens der Stadt. Vielmehr werde der Zuschuss wegen ausfallender Gelder des Landkreises im Folgejahr mit ebendiesem Minus belastet, was aber „im Effekt eine Kürzung der zur Verfügung stehenden Mittel bedeutet“.

Beim Landkreis entstehe die Kürzung automatisch aus der Anwendung der relativ neuen Kulturförderrichtlinien. Während der Zuschuss für eine befristete Zeit bis 2014 auf 30.000 Euro festgeschrieben war, werde darüber neuerdings am Ende des Jahres entschieden, entsprechend der vorliegenden Anträge. Dadurch sei der Zuschuss auf 23.448 Euro gesunken. Der Fehlbetrag des Festivals im Vorjahr entspreche dieser Differenz und liege bei 6583 Euro, heißt es weiter.

Wie bewertet der Intendant die Situation jetzt?

„Wenn die Zuschüsse nicht kommen, wird es für uns ungemütlich“, fasst Schönleber zusammen. Die Rossini-Finanzen seien auf Effizienz getrimmt und stünden auf derart knappem Fundament, dass das Festival maximale Erträge erwirtschaften müsse. „Die Wegnahme eines kleinen Bausteins kann das wackelige Gerüst schon ins Wanken bringen. Oper gibt es nicht gratis. Und die Gäste erwarten eben Qualität.“ Generell gehe das allermeiste Geld in das Programm, während in der Organisation und Verwaltung maximal gespart werde.

Wenn es nun dazu komme, dass neue Richtlinien im Effekt zu einer für das Festival gefährlichen Kürzung führen, „ohne dass wir selbst irgendetwas daran besser machen könnten, dann ist es meine Pflicht, das sehr deutlich zu sagen“, so der Intendant weiter. Dieses Jahr habe er 40.000 Euro beim Land mobilisieren können. „Nächstes Jahr brauchen wir dringend wieder mehr Unterstützung von anderer Seite.“

Autor: sb/mich