Calwer Landrats-Vize Frank Wiehe kann ohne Einarbeitungszeit loslegen
Kreis Calw. Groß einarbeiten muss sich der neue zweite Mann im Calwer Landratsamt nicht. Der Nachfolger von Landrats-Vize Zeno Danner, der im Mai als Kreischef nach Konstanz wechselte, ist ein alter Bekannter im Haus. Jetzt ist Frank Wiehe wieder da. Auf dem Posten des Ersten Landesbeamten. „Mache ich das wieder in Calw, nach zwei Jahren im Sozialministerium des Landes?“, ging Wiehe im Sommer erst einmal in sich.
Landrat Helmut Riegger habe ihn eindringlich gebeten, in den Kreis Calw zurückzukehren, sagt der 50-jährige Jurist mit Doktortitel. Knapp fünf Jahre, von 2012 bis 2017, war er bereits Rieggers Stellvertreter, bis ihn das Land nach Stuttgart lockte. Lange brauchte er nicht für die Entscheidung: „Die Region ist toll und mit Riegger habe ich mich schon immer sehr gut verstanden.“
Kein Drang, wie Vorgänger Danner Landrat zu werden? Wird so ein Posten frei, gelten die hoch qualifizierten Landesbeamten gemeinhin als heiße Kandidaten, die ins Chefbüro streben. Schwierige Frage für Wiehe. Riegger, 2017 wiedergewählt, hat noch sechs Jahre vor sich. 2025 wird er 63 und könnte noch eine achtjährige Amtsperiode anhängen. Doch wie das eben so ist bei Juristen: So leicht lassen sie sich nicht aus der Reserve locken. So behält Wiehe die ihm eigene Pokermiene. „Ich habe schon oft gewechselt, zweimal das Ministerium verlassen, da habe ich mich natürlich gefragt, ob ich nun bis zur Pension im Calwer Landratsamt arbeiten möchte“, sagt Wiehe. Und die Antwort? „Ja, das kann ich mir gut vorstellen.“
Kein Wunder. „Schön hier“, verheißt das Werbemotto des Kreises. Und Wiehe kennt sich aus. Er kommt aus einer lieblichen Gegend. In Löningen, einem Ort in Niedersachsen nahe Osnabrück und Cloppenburg ist er aufgewachsen. In Bonn und Bayreuth studierte er Recht. 1999 war er im Umweltamt Krefeld, 2001 wurde er Rechtsamtsleiter in Schwäbisch Gmünd. 2002 wechselte er in die baden-württembergische Landesverwaltung. 2012 kam er zum ersten Mal nach Calw und blieb bis 2017.
Nun also erneut ran an die Aufgaben im Kreis Calw, der sich so viel vornimmt in den kommenden Jahren. Riesige Investitionen mit rund 250 Millionen Euro. Neue Krankenhäuser, die wiederbelebte Bahnlinie von Calw nach Renningen, schnelles Internet in allen Kommunen und die Erweiterung des Landratsamtes. Viel Arbeit für Wiehe: „Ein bunter Strauß der Ämter, für die ich zuständig bin.“ Personal und Organisation – einige Führungskräfte stehen vor dem Ruhestand. Gesundheitsversorgung: sein Spezialgebiet. Ordnung und Verkehr: Wie geschaffen für den Rechtswissenschaftler. Zudem die Bildung. Und die Kultur: sein Steckenpferd – „das liegt mir am Herzen.“ Die Kultur in der Region Nordschwarzwald mit Calw, den Nachbarkreisen und dem Oberzentrum Pforzheim habe „wahnsinnig viel Potenzial“, sagt Wiehe. Musik, Museen und vieles mehr schafften für die Einwohner „Identität mit ihren Heimatorten“. Die Region, in der rund 600 000 Bürger leben, müsse jedoch den Austausch der Kulturschaffenden ganz erheblich verstärken. Alles in allem hat Wiehe einen prall gefüllten Bauchladen umgegurtet. Mit viel Stoff für viele Jahre.