Frauenpower für das KSK in Calw?
Berlin/Calw. Erstmals in der Geschichte der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) hat eine Frau die erste Runde umfangreicher Zulassungsprüfungen bestanden. Eine Soldatin habe erfolgreich teilgenommen und sich somit für den zweiten Teil qualifiziert, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums auf Anfrage. „Wir freuen uns, dass sie sich dieser anspruchsvollen Herausforderung stellt“, sagte er weiter.
Weltweit eine Rarität
Weltweit sind Soldatinnen in Spezialkräften eine Ausnahme. So dienen Frauen in Israels Armee in fast allen Einheiten, auch in Kampfeinheiten. Einige Positionen sind für sie jedoch weiterhin unzugänglich, etwa Elite-Einheiten wie Sajeret Matkal mit dem Einsatzschwerpunkt Terrorismusbekämpfung und nachrichtendienstliche Aufklärung. 2020 hatten vier weibliche Teenager, die in solchen Einheiten dienen wollen, Klage vor dem Höchsten Gericht eingereicht. Die Armee richtete daraufhin ein Komitee ein, das die Öffnung weiterer Einheiten für Frauen prüfen soll.
Nach Skandalen um extremistische Vorfälle und verschwundene Munition sieht Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) die in Calw stationierte Einheit unterdessen auf dem richtigen Weg in einem Reformprozess. „Das KSK, auch in seiner jetzigen Form, hat eine Bewährungschance erhalten und wenn es diese Bewährungschance nutzt, dann gibt es aus meiner Sicht auch keinen Grund, das KSK aufzulösen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Kramp-Karrenbauer hatte im Juni vergangenen Jahres entschieden, das KSK nach Vorwürfen von Extremismus oder fehlender Verfassungstreue umzustrukturieren. Die dabei besonders aufgefallene 2. Kommando-Kompanie wurde aufgelöst. Falls die Reformbemühungen nicht greifen sollten, wurde die Auflösung der ganzen Einheit erwogen.
Ein neues Potenzialfeststellungsverfahren für den Dienst in der Eliteeinheit dauert nun zwölf Wochen und ersetzte im November 2020 das bisherige zehnwöchige Eignungsfeststellungsverfahren. Es soll einen „tieferen und breiteren Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Eignung der Bewerberinnen und Bewerber erzielen“.
„Neben geistigen und körperlichen Fähigkeiten werden im Auswahlverfahren besonders die charakterliche Eignung und das Wertefundament untersucht“, sagt der Sprecher. „Zusammen mit anderen Maßnahmen soll verhindert werden, dass ungeeignete, nicht auf dem Boden der Verfassung stehende Soldatinnen und Soldaten in die Spezialkräfte gelangen können.“
Gleiche Anforderungen
Anforderungen an Männer und Frauen sind dabei gleich. Anwärter werden mit psychologischen Tests und Gewaltmärschen an den Rand ihrer Belastbarkeit geführt. Ein Teil der Kraft- und Kraftausdauer-Leistungen sind für Frauen – relativ und mehrheitlich gesehen – schwerer zu erbringen. Diskutiert wird aber auch, in welchen Fällen gemischte Teams im verdeckten Einsatz von Vorteil sind – beispielsweise, weil sie unauffälliger sind.
Unverzichtbare Kräfte
Für die militärische Sicherheit und besondere Lagen – wie Geiselbefreiungen im Ausland – sei die Einheit wichtig, so Kramp-Karrenbauer. „Das KSK ist Teil der spezialisierten Kräfte in der Bundeswehr und diese spezialisierten Kräfte wird es in der Bundeswehr immer geben“, sagte sie. „Die brauchen wir. Über die verfügt jede Armee dieser Welt und deswegen ist das ein Asset, das wir auch in der Bundeswehr brauchen.“
In einem ersten Zwischenbericht hatte die militärische Führung eine positive Bilanz gezogen. „Wir wollen im Frühjahr einen zweiten Zwischenbericht vorlegen. Im Sommer soll der Prozess abgeschlossen sein und das KSK wieder nach und nach in die internationalen Verpflichtungen stärker eingebaut werden“, sagte Kramp-Karrenbauer nun.