Calw -  08.12.2017
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Nach 32 Kündigungen will Elektronikzulieferer die Zukunft meistern

Calw-Hirsau. Was sich im Frühjahr als wirtschaftlich schwierige Phase in der Unternehmensgeschichte des mittelständischen Elektronikzulieferers ankündigte, entwickelt sich nunmehr zur handfesten Krise. Die Seuffer GmbH aus Calw-Hirsau reagiert zum Jahresende mit der Kündigung von Arbeitsverträgen – 32 teilweise hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wechseln sozialverträglich in eine Transfergesellschaft.

Um die Zukunft ist es den Verantwortlichen bei Seuffer trotz derzeitiger Schieflage keineswegs bange. Ganz im Gegenteil sehen sich die zukünftigen Geschäftsführer Thomas Günther und Stefan Dilger auf der Gewinnerseite. „Wir werden von der wachsenden Elektromobilität stark partizipieren“, zeigt sich das neue Führungsduo zuversichtlich und setzt auf einen Wachstumsmarkt, der sich in den nächsten drei bis vier Jahren auch im Hirsauer Bärental bemerkbar machen wird.

Zum 1. Januar 2018 vollzieht sich bei der Seuffer Unternehmensgruppe ein Stabwechsel in der Führungsetage. Interimsgeschäftsführer Jens Zimmermann wird der Firma nur noch beratend zur Seite stehen, Zuvor hatte er als krisenerprobter Manager das Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten im Einvernehmen mit allen beteiligten Gesellschaftern und Beschäftigten, Betriebsräten, Gewerkschaftsvertretern sowie der Agentur für Arbeit erfolgreich durch die Restrukturierungsphase geführt.

„Leider stellte sich der Personalabbau als unvermeidliche Voraussetzung dar, um in Zusammenarbeit mit den beteiligten Banken die Seuffer-Unternehmensgruppe finanziell auf neue Beine zu stellen und möglichst rasch die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern“, machte der Interimsgeschäftsführer deutlich. Der familiär geführte Betrieb werde sich seiner sozialen Verantwortung als regionaler Arbeitgeber von 360 Beschäftigten am Standort Hirsau aber keineswegs entziehen. Dies bestätigt auch der Betriebsrat, der im Verbund mit der IG Metall von Anbeginn in den Prozess einer sozialverträglichen Lösung eingebunden war.

Die Kündigungen beschränken sich nicht auf einen Produktionsbereich oder eine Abteilung, sondern betreffen die ganze Breite der Beschäftigten im Werk. Eine Transfergesellschaft soll allen Betroffenen eine Perspektive für neue berufliche Orientierung geben. Die zahlreichen Auszubildenden und Studierenden seien von den Maßnahmen ausgenommen. Für die gesamte Belegschaft werde es im Krisenjahr kein Weihnachtsgeld geben. Die Führungsmannschaft trage mit dem Verzicht auf ihre variablen Vergütungsbestandteile ihren Teil zur Konsolidierung bei. Seuffer will durch zukunftsfähige Technologien und die Fokussierung auf seine Kernkompetenzen alte Stärke zurückgewinnen. Durch eine flachere Hierarchie in der Unternehmensführung versprechen sich die Verantwortlichen eine Effizienzsteigerung in der Kommunikation und letztlich in den Produktionsabläufen. Auf Seiten der Kunden werde es zu Preisanpassungen, unter anderem bei den namhaften Herstellern der Branchen Nutzfahrzeuge, PKW und Haushaltsgeräte kommen.

Jens Zimmermann bezeichnet die Krise bei Seuffer als großteils hausgemacht. „Wir haben hohe Millionenbeträge in ein Projekt mit neuen Kunden außerhalb unseres Kerngeschäftes investiert, ohne dabei nennenswerte Umsätze zu generieren. Dabei wurde die gesamte Unternehmensgruppe im In- und Ausland in Mitleidenschaft gezogen“, so der scheidende Geschäftsführer.

Seit mehr als 90 Jahren ist der zukunftsorientierte Mittelständler nach eigenen Angaben erfolgreich am Markt aktiv und erwirtschaftet an den Standorten Calw-Hirsau, Kupferzell und Bitterfeld-Wolfen mit rund 550 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Damit dies so bleibe, zögen bei Seuffer alle Beteiligten – insbesondere in krisenbedingten Ausnahmesituationen – konstruktiv an einem Strang.

Autor: Martin Riedt |