Calw -  31.07.2023
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Oft junge Patienten: Behandlung von Long-Covid im Nordschwarzwald

Calw. Ähnlich wie ein grippaler Infekt. So erinnert sich Renate Keilbach an ihre Corona-Erkrankung. Das war im März 2022. Heute, über ein Jahr später, kämpft sie mit Kraftlosigkeit, Müdigkeit, Konzentrations- und Atemproblemen. Long-Covid, sagen die Ärzte. Und damit ist die Bad Wildbaderin nicht allein.

Renate Keilbach und Klaus Mack tauschen sich über vielen Folgen von Long-Covid aus.
Renate Keilbach und Klaus Mack tauschen sich über vielen Folgen von Long-Covid aus. Foto: Büro Mack

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass einer von 30 Europäern Spätfolgen der Viruserkrankung hat. Für Deutschland bedeutet das rund 2,5 Millionen Menschen. „Während für viele die Pandemie in ihrem Leben kaum mehr eine Rolle spielt, ist sie für Long-Covid-Patienten noch lange nicht vorbei. Das diffuse Krankheitsbild – es sind mehr als 200 Symptome – ist eine Herausforderung für das Gesundheitssystem und die ganze Gesellschaft. Die Zahl der oft noch jungen Betroffenen ist groß und kämpft mit gesundheitlichen, sozialen, aber auch wirtschaftlichen Problemen“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt, Klaus Mack, im Gespräch mit Renate Keilbach und anderen Betroffenen aus dem Landkreis Calw. Sie haben eine Selbsthilfegruppe gegründet, um sich gegenseitig zu unterstützen und mehr Aufmerksamkeit für ihre Situation zu bekommen.

Für eine Verbesserung der Versorgung von Patienten mit Long-Covid hat jüngst die CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit zwei Anträgen im Parlament geworben. Grundanliegen waren eine engere Vernetzung bestehender Therapieangebote, eine ambulante Infrastruktur und die bessere Erforschung. Es sei schon vieles auf den Weg gebracht, so der Tenor der Ablehnung seitens der Regierungskoalition. Noch nicht genug, sagt Renate Keilbach: „Gesundheitsminister Lauterbach hat im März 100 Millionen Euro für die Therapieforschung angekündigt. Jetzt spricht er nur noch von 41 Millionen Euro. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, will man zu medikamentösen Therapien für die Betroffenen forschen.“

Viele aus der Calwer Selbsthilfegruppe leiden seit mehr als 18 Monaten an Spätfolgen, sind nicht in der Lage, wieder am Arbeitsleben teilzunehmen. Die Folge: Kein Krankengeld mehr, die Berufsunfähigkeit droht und das Abgleiten in die Armutsfalle, insbesondere bei jungen Betroffenen. Keilbach und ihre Mitstreiter fordern daher mehr Gelder für die Forschung, einen leichteren Zugang zu finanziellen Hilfen und eine Anerkennung als Berufskrankheit.

Der lange Leidensweg der Gruppenmitglieder zeigt auch: Im Nordschwarzwald entstehen allmählich etliche Bemühungen der medizinischen Einrichtungen, Betroffene gezielt zu behandeln. So haben sich im Kreis Calw Fachärzte zusammengeschlossen, die in einem sektorübergreifenden Modellprojekt individuelle Therapien verfolgen. Gute Erfahrungen machen Patienten auch mit einem speziellen Long-Covid-Programm am Paracelsus Krankenhaus Unterlengenhardt. Im Quellenhof in Bad Wildbad und an der RKH-Klinik in Langensteinbach sowie an der Schmieder-Klinik in Gailingen sind inzwischen auch spezielle Behandlungsgruppen für Long-Covid-Patienten entstanden. 

Autor: pm