Dobel -  21.03.2019
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Die eindrucksvolle Geschichte der Dobler Blutbuche

Dobel. Wenn es um die Dobler Historie geht, führt kein Weg an Bernhard Kraft vorbei. Am Montag plauderte er vor gut 20 Zuhörern in kurzweiliger Art aus dem Nähkästchen. Im Fokus der Reihe „Dobler Geschichten“, stand die Blutbuche vor der heutigen Sporthalle. Dabei brachte der Historiker das Publikum mehrfach ins Staunen. Die Geschichte der Blutbuche reicht bis in Jahr 1907 zurück

Den Mediziner Waldemar von Harff verschlug es mit seiner Frau Therese auf den Dobel, wo das Ehepaar 1907 in eine neu erbaute Villa einzog. Neben der Villa wurde ein großer Garten angelegt – darunter eine Blutbuche. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Baum bereits zwei Meter erreicht und war etwa 15 Jahre alt. Im Oktober 1911 kehrte das Ehepaar der Gemeinde wieder den Rücken. Gerüchten zur Folge hatten sich die beiden mit dem Bau der Villa finanziell übernommen.

Anhand von Dokumenten zeigte Kraft, dass ein gewisser Professor Nikolai aus Berlin die Hypothek der von Harffs übernommen hatte. Ob der damals in Berlin lebende Professor jemals auf dem Dobel war, konnte sich nicht feststellen lassen. Nachdem Richard Michael 1920 die Villa erworben hatte, kam diese 1928 in den Besitz von Albert Blind. Vor allem den älteren Doblern ist die „Villa Blind“ heute noch ein geläufiger Begriff.

Ab 1940 nutzte der Handelsvertreter Rudolf Thony das Haus als Ferienwohnung. Ein Jahr nach Kriegsende erwarb es Emil Bossinger. Dessen Hotel „Sonne“ wurde bei Luftangriffen am 4. Dezember 1944 völlig zerstört, rund 20 Personen mussten ihr Leben lassen. Bossingers Vorhaben, die „Sonne“ auf dem neuen Areal wiederzubeleben, konnte er nicht in die Tat umsetzen. Er starb im Jahr 1950. Ab 1955 nutzte der Badische Turnerbund das Areal für Tagungen. 1971 ging das Grundstück in den besitz der Gemeinde über. Als die Villa 1978 abgerissen wurde, rückte die Blutbuche in den Vordergrund. Das neue Parkhallenbad umschloss den Baum.

Auch nach dem Abbruch des Bades blieb die Buche im Fokus. Allerdings erkrankte sie im Sommer 2017. Durch den Befall des Riesenporling war keine Rettung mehr in Sicht und der Baum wurde Anfang Dezember 2018 gefällt. Mittlerweile steht lediglich noch der Stumpf und erinnert an das Erbe der von Harffs.

Autor: Stefan Meister