Dobel -  06.10.2020
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Prozess um Attacke auf Dobler Supermarkt: Frau musste Arbeitsstelle wechseln.

Nach dem Netto-Überfall von Dobel fanden die Ermittler zwei Tage nach der Tat am mutmaßlichen Fluchtweg der beiden Räuber zum Wald hin eine Tasche mit verschiedenen Klamotten und Schuhen. Dazu ein Olympia-Buch von 1980 in russischer Sprache. Die Tasche war mit Reisig abgedeckt und wohl recht frisch abgelegt.

Ein Zusammenhang zum Überfall lag nahe. Das hatte aber wenig Beweiskraft, auch wenn später noch genetische Spuren an einer Armani-Jacke und an einer Jeans gesichert werden konnten. Denn der Abgleich erster DNA-Tests mit den einschlägigen Datenbanken hatte keine Treffer ergeben.

Die beim Dobler Überfall besonders bedrohte Kassiererin erkannte im kleinen Saal des Tübinger Landgerichts den 33-jährigen geständigen Angeklagten anhand dessen Augen wieder. Die Entschuldigung des gebürtigen Kasachen, der für den Prozess eine Russisch-Dolmetscherin braucht, schien die Angestellte zwar anzunehmen. Sie wies ihn aber auch sehr resolut zurecht: „Machen Sie so eine Scheiß-Aktion nie wieder!“

Sie habe das Geschehen nach den ersten Tagen und echten Schocks mittlerweile „ganz gut weggesteckt“. Aus der überfallenen Dobler Netto-Filiale habe sie sich dann doch weg versetzen lassen müssen.

Der Vorsitzende Richter Ulrich Polachowski hatte dem Angeklagten zuvor berichtet, dass die Zeugin des Bad Herrenalber Überfalls nach ihrer Aussage am Montag auf dem Gerichtsflur zusammengebrochen sei und sich nur noch „als heulendes Häufchen Elend“ in die Arme ihres Mannes habe fallen lassen können. Am Freitag werden die Plädoyers sowie das Urteil des Gerichts erwartet.

Autor: Martin Bernklau