Bangen um Waldflächen: Enzklösterle verärgert über Kommunikation wegen geplanter Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald
Enzklösterle. Die Gemeinde Enzklösterle macht mit Nachdruck auf die Verhandlungen zur Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald aufmerksam. Diese betreffen den Verkauf von Landesanteilen und den Austausch von Waldflächen mit der Murgschifferschaft, einer Holzhandelsgesellschaft im Nordschwarzwald. „Die örtlichen Entscheidungsträger und Bürger fühlen sich bislang unzureichend informiert und eingebunden“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Die Gemeinde, die sich als „Heidelbeerdorf“ im Schwarzwald etabliert hat, sei stark vom Tourismus geprägt, heißt es aus dem Rathaus. Jährlich übernachten rund 20.000 Gäste in etwa 600 Betten, was pro Einwohner etwa 50 Übernachtungen pro Jahr bedeute. Diese Zahlen zeigten die zentrale Rolle des Tourismus für die wirtschaftliche und soziale Struktur der Gemeinde. Vor diesem Hintergrund sei die Unsicherheit über die geplanten Tauschflächen und deren mögliche Auswirkungen auf die lokale Infrastruktur besonders besorgniserregend.
„Wir sind erstaunt, dass über einen der bedeutendsten Wirtschaftszweige und den größten Grundstückseigentümer in der Gemeinde verhandelt wird, ohne dass wir direkt informiert werden oder ein Austausch zu den Rahmenbedingungen stattfindet“, so Bürgermeisterin Sabine Zenker. „Die Gemeinde hat ein berechtigtes Interesse daran, in diesen Prozess einbezogen zu werden.“
In Sorge um die Tauschflächen
Die Tauschflächen in Enzklösterle seien nicht nur ein einfaches Waldgebiet. Sie beherbergten eine hochentwickelte Tourismusinfrastruktur, die über herkömmliche Wanderwege hinausgehe. Die Region biete Premiumwanderwege, Aussichtsplattformen, standesamtliche Trauorte, Skihänge, Loipen und waldpädagogische Themenwege. Darüber hinaus befänden sich im Tauschgebiet bedeutende Einrichtungen wie ein Waldkindergarten, Grillplätze und Veranstaltungsflächen, die für die Gemeinde von essenzieller Bedeutung sind.
Die Zusammenarbeit mit dem aktuellen Waldeigentümer, Forst BW, wird als vorbildlich beschrieben. „Die Kooperation ist gewinnbringend für beide Seiten. Wir arbeiten eng in vielen Bereichen zusammen, von Waldpädagogik über den Schutz von gefährdeten Arten bis hin zur Besucherlenkung“, stellt Zenker klar. „Die Wichtigkeit einer transparenten Kommunikation und einer aktiven Einbindung der Gemeinde kann nicht genug betont werden.“
Die Gemeinde habe sich in den vergangenen Jahren intensiv für die Erhaltung und Weiterentwicklung der lokalen Natur eingesetzt. Gemeinsam mit Forst BW und vielen Ehrenamtlichen engagiere sie sich unter anderem für die Stabilisierung der Auerhahnpopulation, die Auswilderung von Luchsen sowie einen nachhaltigen und naturverträglichen Tourismus. „Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben, und wollen auch künftig einen naturnahen Tourismus fördern“, bekräftigt die Bürgermeisterin.
Die Sorge um die zukünftige Entwicklung der Gemeinde werde durch die angespannte Haushaltslage des Landes verstärkt. „Wir möchten darauf hinweisen, dass die geplanten Tauschverhandlungen und die Erweiterung des Nationalparks erhebliche finanzielle Auswirkungen für das Land und die öffentlichen Haushalte haben“, so die Meinung der Gemeindevertretung.
Mit einem eindringlichen Appell fordert die Kommune eine transparente Gestaltung der Verhandlungen, die Einbeziehung der betroffenen Bürger und eine Sicherstellung der örtlichen Gesamtstruktur sowie Entwicklungsmöglichkeiten. „Wir sind keine ‚weißen Flecken‘ auf der Landkarte, sondern eine aktive Gemeinschaft, die gehört, akzeptiert und respektiert werden möchte“, so die Bürgermeisterin abschließend.
Für weitere Informationen und eine detaillierte Ausführung der Argumente stehe die Gemeinde jederzeit zur Verfügung. Demnach wird ein gemeinsames Treffen, gerne im Heidelbeerdorf, angeregt.