Nationalpark-Erweiterung: Was passiert mit dem Wald rund um Enzklösterle?
Kreis Calw/Enzklösterle /Stuttgart. Wie die Axt im Wald: Ein Bild, das für den CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Mack die Verhandlungen des Landes Baden-Württemberg mit der privaten Waldgenossenschaft Murgschifferschaft am besten trifft. Zur Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald sollen laut Pressemitteilung des Abgeordneten Flächen in einem Umfang von 3000 Hektar getauscht werden.

Mögliches Tauschgebiet ist der Wald rund um Enzklösterle, mitten im Wahlkreis Calw/Freudenstadt von Mack. „Die Verunsicherung der Bürger in der Gemeinde ist groß, was aus ihrem Wald wird. Mit Premiumwanderwegen, Aussichtsplattformen, Skihängen, waldpädagogischen Themenwegen und mehr gibt es dort Einrichtungen, die für den örtlichen Tourismus von enormer, auch finanzieller Bedeutung sind. Doch das Umweltministerium bleibt Informationen schuldig, wie es weitergeht“, sagt der Abgeordnete.
Ministerin gibt Auskunft
Auch auf seine Anfrage bei Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne), habe diese nur ausweichend geantwortet. Sie sei davon überzeugt, dass sich keine gravierenden Änderungen für die Gemeinde Enzklösterle ergeben werden. Dennoch will Mack, dass die Gemeinde und die Bevölkerung vor Ort in die weitere Planung einbezogen werden und ihre Argumente Gehör finden: „Alles andere widerspricht jeglichem Anspruch an eine ordentliche Bürgerbeteiligung“, sagt der Abgeordnete. Enzklösterles Bürgermeisterin Sabine Zenker (CDU) verweist seit Monaten auf die fehlende Einbindung ihrer Gemeinde in den Verhandlungsprozess. Sie hat selbst aus der Presse über die Tauschpläne erfahren. Für sie unfassbar: „Mit dem aktuellen Waldeigentümer, Forst BW, hatten wir immer einen kooperativen Austausch. Gemeinsam und mit vielen Ehrenamtlichen ist es uns gelungen, Naturschutz, Waldbewirtschaftung und Tourismus unter einen Hut zu bringen. Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben und wollen das fortführen“, sagt Zenker.
Sie erinnert an Projekte zur Stabilisierung der Auerhahnpopulation, die Auswilderung vom Luchs sowie zur Waldpädagogik. Zenker fürchtet, dass Naturschutz- und Tourismusbelange in den Hintergrund rücken, wenn privatwirtschaftliche Interessen Vorrang erhalten. Sie sieht auch zahlreiche weitere Belange nicht berücksichtigt, die die Menschen direkt im Alltag betreffen. So zum Beispiel die der aktiven Wasserversorger auf dem Tauschgebiet.
„Weder der Zweckverband Schwarzwaldwasserversorgung noch die Stadtwerke Bad Wildbad wurden informiert, angehört oder in irgendeiner Weise vom Land eingebunden“, so Zenker. „Im Tauschgebiet befindet sich das größte Quellgebiet, das den Stadtwerken Bad Wildbad zur Verfügung steht. Das dazugehörige Wasserwerk wurde erst kürzlich für mehrere Millionen auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die Wasserversorger diskutieren zudem weitere Quellen zu erschließen, um die Wasserversorgung langfristig sicherstellen zu können.“
Mack fordert daher, dass die Nationalpark-Erweiterung größer diskutiert wird – auch unter stärkerer Einbeziehung der gewählten Abgeordneten im Landesparlament.