Höfen -  28.04.2020
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Sammelunterkünfte und Corona-Fälle: Aus Höfen hagelt es weiter Kritik an Müller Fleisch

Höfen. Die Wohnsituation der meist rumänischen Arbeiter, die unter anderem für die Birkenfelder Firma Müller Fleisch tätig sind, wird in Höfen auch weiterhin kritisch betrachtet. Bei ihrer Gemeinderatssitzung am vergangenen Montag erteilten die Höfener Bürgervertreter einem Bauantrag eine Absage. Der Antrag bezieht sich auf das Gebäude Hindenburgstraße 8. Dort leben nach Auskunft der Gemeinde 16 Personen auf 117 Quadratmetern in einer Vierzimmerwohnung zusammen. „Ein Großteil der Bewohner arbeitet meines Wissens nach bei der Firma Müller Fleisch in Birkenfeld“, sagte Bürgermeister Heiko Stieringer.

In jedem der Wohnräume stehen ihm zufolge je zwei Stockbetten. Die Bewohner, die sich zudem Küche und Bad teilen, haben nur wenige Quadratmeter zu ihrer eigenen Verfügung. Nun wollte der Hauseigentümer weitere Räume in Wohnungen umwandeln. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung jedoch einstimmig abgelehnt. Auch das Landratsamt Calw hatte im Vorfeld zu dem Bauantrag etliche Punkte angemahnt.

„Hier muss die gesamte Situation überprüft werden“, so Stieringer. In Zusammenhang mit der Wohnsituation in dem Objekt habe es auch in der Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben, jedoch seien der Gemeinde die Hände gebunden gewesen. „Nun will der Eigentümer erweitern“, so Stieringer. Und dabei handele es sich de facto um keinen Bauantrag für eine Wohnung, sondern um ein Wohnheim. Und in diesem Zusammenhang müsse dringend überprüft werden, was überhaupt zulässig ist.

„Hygienevorschriften können auf diesem engen Raum nicht eingehalten werden“, so der Bürgermeister weiter. Da habe jeder Asylbewerber in Deutschland mehr Platz für sich persönlich. Weshalb es auch kein Wunder sei, dass die Menschen, die sich diese Wohnung und andere Quarantänehäuser innerhalb der Gemeinde teilten, raus wollten. Da für die Arbeiter der Firma Müller Fleisch jedoch eine Allgemeinverfügung des Landratsamtes Enzkreis gelte, dürften die Bewohner sich derzeit eben gerade nicht im öffentlichen Raum bewegen.

Trotz Quarantäne frei im Ort bewegt

Und trotzdem ist es Stieringer zufolge in der vergangene Woche immer wieder dazu gekommen, dass Arbeiter sich frei im Ort bewegt hätten. „Wenn die Allgemeinverfügung von den Mitarbeitern des Unternehmens nicht eingehalten wird, dann erwarte ich, dass das Unternehmen vorübergehend schließt“, forderte Stieringer daher erneut.

„In Höfen gibt es aktuell sieben Quarantänehäuser mit Müller-Fleisch-Mitarbeitern“, so Stieringer weiter. Laut einer Liste des Unternehmens lebten derzeit 80 Arbeiter in der Gemeinde im Oberen Enztal. Davon seien 21 Personen mit Covid-19 infiziert. Diese seien inzwischen in einer Reha-Klinik in Schömberg zur Sonderquarantäne untergebracht worden. Warum dafür möglicherweise das Land Baden-Württemberg die Kosten übernehmen solle, sei ihm unerklärlich, kritisiert der Rathauschef. Vorher müssten nach seiner Auffassung sowohl das Unternehmen, als auch Vermieter der Wohneinheiten zur Kasse gebeten werden.

Für die Zukunft ist Stieringer sich mit seinem Ratsgremium einig: „Solche Wohnsituationen dürfen nicht mehr entstehen“, sagte er. Der Eigentümer des Objekts in der Hindenburgstraße 8 dürfe selbstverständlich einen neuen Bauantrag für ein richtiges Wohnheim stellen. Dann müssten aber alle Vorgaben eingehalten werden.

Autor: Yvonne Dast-Kunadt und Nicole Biesinger