Experten informieren über die Chancen der Wärmewende in Schömberg
Schömberg. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“ – was Birgit Schwegle, Geschäftsführerin der Umwelt- und Energieagentur des Landkreises Karlsruhe als eindringliche Mahnung dem Aufzeigen neuer Möglichkeiten der kommunalen Energiegewinnung und -einsparung voranstellte, ist beim Gemeinderat und der Verwaltung der Gemeinde Schömberg schon angekommen. Beim Umsetzen der Klimaziele hat man hier mit einem Grundsatzbeschluss zur Erarbeitung einer Planung von Nahwärmeversorgung einen Weg eingeschlagen, der einen großen Schritt voran bedeutet.
„Es geht um unsere Chancen und Möglichkeiten“, machte CDU-Gemeinderätin Ulrike Mayrhof klar, die neben Bürgermeister Matthias Leyn ein kleines, aber äußerst interessiertes Gremium des Gemeinderates zu einer Informationsveranstaltung im Rahmen der Nachhaltigkeitstage im Haus am Park begrüßen konnte. Sehr konkret wurde bei diesen Möglichkeiten Stefan Kleck, Geschäftsführer der Stadtwerke Bretten. Zusammen mit der Verwaltung und der Energieagentur hat er in der Großen Kreisstadt im Kraichgau in vielen Bereichen bereits eine Nahwärmeversorgung aufgebaut und die kommunale Wärmewende eingeleitet. Nachdem Baden-Württemberg eine verpflichtende kommunale Wärmeplanung bis 2023 vorgegeben hat, schreibt sich Schömberg jetzt die Erarbeitung einer Strategie mit Unterstützung der Energieagentur auf die Fahnen. Ganz einfach wird der Weg aber nicht sein, das machten beide Referenten klar und verwiesen auf die notwendigen Voranalysen und Einbindungen in kommunale Planungen. Ohne kommunale Unterstützung und Hilfen seien solche Projekte selbst bei vorhandenen Investoren und vollen Fördertöpfen nicht machbar.
„Dschungel aus Programmen“
Ins Visier nahmen sie die überbordenden bürokratischen Stolpersteine der Antragsbearbeitungen mit ihren Zeitverzögerungen, einen „Dschungel aus Programmen und Förderungen“ und eine „unausgereifte EEG-Umlage“. „Es passt alles nicht ins System“, bekräftigt Kleck, der auch davor warnte, sich als Kommune allein durch das Antragsdickicht zu kämpfen: „Ohne Hilfe ist das kaum zu schaffen“. Ganz wichtig: „Alle Akteure an einen Tisch holen und alle Bürger mit einbeziehen.“ Die müssten auch eines wissen: Kostengünstiger wird es durch die Nahwärme nicht. Während bisher die reinen Brennstoffpreise zu Buche schlagen, fallen dann auch die Kosten der Investitionen an: „Die Preisschere geht auseinander.“ Schwegle hatte gleich zu Beginn auf die Einsparpotenziale durch Gebäudesanierungen hingewiesen: „Eine Herausforderung, die wir nicht bis 2035 schaffen.“ Bei der Nahwärmeversorgung gehe es aber jetzt sofort um eine effiziente Wärmeversorgung auf kurzem Weg aus weitgehend lokalen erneuerbaren Energien.
Kleck nannte die relativ aufwendige Wärmeerzeugung über Hackschnitzel, die Solarthermie, Blockheizkraftwerke und Abwärme aus Abwasser, Industrie und Gewerbe. Inwieweit Wasserstoff in der Zukunft eine Rolle spielen wird, ist noch – ebenso wie die Nutzung des Potenzials Geothermie – weitgehend ungeklärt. Auch die rechtliche Organisationsform wie zum Beispiel über eine Bürger-Energie-Genossenschaft sei eine zu klärende Frage. Jetzt stehe als erstes eine Analyse möglicher Ankerkunden wie beispielsweise Kliniken, Schulen, Hotels, Rat- und Kurhaus an, machte Kleck klar: „Die muss man versuchen, ins Boot zu holen und dann in ein kleines Nahwärmenetz zu bringen.“ Anschließend gehe es um das Vernetzen dieser Wärmeinseln und die Einbeziehung anderer Abnehmer, wie zum Beispiel Einfamilienhäuser. Kleck sprach von einem notwendigen „Realitätscheck“: „Interessant wird es bei einem Verbrauch von 1400 bis 1600 Kilowattstunden pro laufendem Kilometer.“ Und noch etwas legte er der Kommune ans Herz: „Beziehen Sie in ihre Infrastrukturplanung für die kommenden Jahre die Nahwärme gleich mit ein.“