Heilkraft des Waldes in Schömberg erleben: Was es mit dem Waldbaden auf sich hat - und wo es schon heute bezuschusst wird
Schömberg. „Die positiven Auswirkungen auf Körper und Geist sind immens“, erläutert Burchard Wedewer. Ab dem kommenden Jahr bietet Wedewer in Schömberg Waldbaden an. Wedewer bedauert, dass im Industriezeitalter das Wissen um die Heilkraft des Waldes immer mehr verloren geht. Dabei berichteten Paracelsus und später Sebastian Kneipp von der Heilkraft des Waldes.
Der Begriff des Waldbadens entstammt aus Japan und wird mittlerweile von den dortigen staatlichen Krankenversicherungen bezuschusst.
Laut Wedewer werden beim „Waldbaden“ sowohl das Immunsystem als auch die geistige Gesundheit gefördert. So stärken die Botenstoffe, so genannte Terpene, nachweislich die Abwehrkräfte. Über einen Schicksalsschlag wurde Burchard Wedewer auf das Waldbaden aufmerksam. Er studierte unterschiedliche Literatur und erhielt vor kurzem ein Zertifikat als Wald-Gesundheitstrainer. „Ich möchte meine Erfahrungen weitergeben“, erzählte Wedewer bei einem Pressegespräch in Schömberg. Deshalb gibt er ab Januar einen theoretischen und praktischen Einblick in das Waldbaden.
In Schömberg hat der 79-jährige einen zweieinhalb Kilometer langen Pfad entdeckt. In diesem möchte er achtsam in den Wald eintauchen, die Ruhe genießen und sich mit meditativen Übungen gedanklich mit dem Wald verwurzeln. „Ziel ist es, alle Sinne zu beanspruchen und an nichts mehr anderes zu denken“, so Wedewer. Olaf Späth von der Touristik und Kur verriet, dass derzeit intensive Gespräche mit der Landesregierung über Zuschüsse stattfinden. Ohnehin plant die Gemeinde für das Jahr 2020 die Umsetzung eines Heilwaldes. Planungen und Gesprächen über solch einen Wald laufen seit 2018. Workshops mit Vertretern der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) haben bereits stattgefunden. Auch die Kliniken seien in den Entscheidungsprozess einbezogen. Neben der therapeutischen Nutzung mit Fachpersonal sollen die Wege beschildert werden.
Interessenten zum Thema Waldbaden erhalten am 9. Januar, um 19 Uhr, im Schömberger Kurhaus einen Einblick. Am 11. Januar, 14 Uhr, Treffpunkt Schömberg Rathaus, findet das erste Waldbaden statt.
Gibt es den Wald bald auf Rezept?
Im Südwesten könnten bald die ersten Heil- und Kurwälder entstehen. Es gibt bereits einzelne Projekte in Baden-Württemberg, die sich mit dem aus Asien stammenden Konzept des Waldes als Ort körperlicher und seelischer Gesundheit befassen. Dazu gehört auch der geplante Heilwald in Schömberg. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums für den ländlichen Raum auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion hervor.
Nach Einschätzung der CDU-Landtagsfraktion gibt es deutliche Hinweise für die positiven Gesundheitseffekte von Waldbesuchen, etwa bei Erkrankungen der Atemwege sowie bei psychosomatischen Erkrankungen. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) berate bereits interessierte Waldbesitzer. Derzeit begleitet die FVA das Modellprojekt in Schömberg. Dabei gehe es darum, Standards zu definieren. Nach Einschätzung des Ministeriums ist für den Therapie-Ort Wald die Nähe zu Kliniken ausschlaggebend.
Auch in Bad Wildbad wird Waldbaden angeboten. Auf dem Sommerberg wurde sogar ein Waldbadezimmer eingerichtet.
Unterdessen fordert der Waldbeauftragte der Bundesregierung, Cajus Caesar die Krankenkassen auf, stärker auf die Heilkraft des Waldes zu setzen. „Die Gesetzlichen Krankenkassen sollten die Arbeit von Waldpädagogen finanziell fördern und den Versicherten Gesundheitskurse im Wald anbieten – also quasi Wald auf Rezept anbieten.“, fordert Caesar.