Schömberg
Schömberg -  29.03.2019
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Pistenspaß in unsicheren Zeiten: Liftbetreiber ziehen Bilanz und blicken in die Zukunft

Nordschwarzwald. Die Liftbetreiber ziehen nach dem Saisonende auf PZ-Anfrage Bilanz. Der Regen vermieste ihnen die Wochenenden. Dennoch blicken sie positiv in die Zukunft.

In Zeiten des Klimawandels steht der Wintersport im Nordschwarzwald zunehmend auf wackeligen Beinen. Ausgerechnet am Wochenende ist in dieser Saison der Pistenspaß meist durch Regen ins Wasser gefallen. Trotzdem blicken die Skiliftbetreiber, die teils ihren ersten Winter hinter sich haben, zuversichtlich in die Zukunft, wie eine PZ-Umfrage zeigt. Auf dem Dobel soll sogar wieder der große Lift zum Laufen gebracht werden.

■ Wildbad: Die abgelaufene Saison auf dem Sommerberg beschreibt Marcus Eisele, Vorsitzender der Skizunft Wildbad, als „übersichtlich“. Der Verein habe den kleinen Lift bei der Skihütte im Winter 2018/19 offiziell nie in Betrieb gehabt. Eisele erinnert sich an Winter mit 30 bis 40 Betriebstagen mit Flutlichtbetrieb. Und: „Damals haben die Leute das noch richtig genutzt und sind zum Skifahren gekommen.“ Trotz aller Widrigkeiten und Kosten – allein die TÜV-Prüfung des Lifts belaufe sich laut Eisele auf rund 800 Euro – soll es auf dem Sommerberg aber auch künftig Betrieb geben. „Den Luxus gönnen wir uns als Verein“, sagt der Vorsitzende der Wildbader Skizunft. Zudem habe man auch eine Verpflichtung gegenüber dem Allgemeinwohl. „Wenn wir ganz aufhören würden, wäre das Gerede groß, wenn dann plötzlich doch wieder genügend Schnee liegt“, sagt Eisele.

■ Simmersfeld: Rund sechs Wochen lang kamen Skifahrer und Snowboarder diese Saison in Simmersfeld auf ihre Kosten, sagt Heinz Gossenberger. Der Inhaber und Betreiber spricht von einem normalen Winter, bei dem es jedoch ein ganz bestimmtes Problem gegeben habe: „Der Regen hat uns vier Mal den Betrieb am Wochenende versaut, weil an Samstagen und Sonntagen speziell Familien zu uns kommen.“

Aber Gossenberger, der die Lifte in Simmersfeld 1973 gebaut hat, sagt: „Schlechte Winter gibt es immer mal.“ Ans Auf- und Abgeben denkt der Pensionär nicht. „Darüber brauche ich nicht zu reden. Da steckt zu viel Herzblut drin.“ Gerade erst hat er einen neuen Pistenbully angeschafft.

■ Enzklösterle: Erst diese Saison hat Andreas Bauer die Hirschkopflifte übernommen – und ist „im Großen und Ganzen zufrieden“ mit diesem Winter. „26 Betriebstage sind schon eher viel.“ Bauer spricht von einem guten Durchschnitt. Wobei auch dem neuen Besitzer der Regen einige Male das Geschäft am Wochenende vermiest hat.

Enzklösterle lockt zwar mit dem längsten Hang in unserer Region, der auch teils sehr steil ist. Doch darin liegt für Bauer auch ein Problem: Er braucht zum Präparieren deutlich mehr Schnee. Daher würde der Liftbetreiber neben der bestehenden Schneekanone gerne zwei weitere solcher Geräte anschaffen. Dabei müsse er aber auch auf die Kosten schauen, so Bauer. Für die Zukunft der Lifte möchte er den dortigen Kiosk auch außerhalb der Wintersaison öffnen. Ein Shuttle-Service könnte den Fußweg hinauf zum Schlepplift überfällig machen, so eine weitere Idee Bauers.

■ Dobel: Die fünf Betriebstage des kleinen Lifts beim Wasserturm bezeichnet Markus Treiber als „schlechteste Saison“. Seine Sportfreunde Dobel pachten den Lift von der Gemeinde. Trotz Regenchaos blickt Treiber optimistisch in die Zukunft. Wie immer setze man sich Ende der Sommerferien mit der Gemeinde und den aktiven Fußballern des Vereins zusammen, die den Lift bei genügend Schnee am Laufen halten.

Auch mögliche Mitbewerber im Ort sieht er als unproblematisch an und freut sich auf diese. Denn es stehen Ehrenamtliche in den Startlöchern, die den großen Lift im Ort wiederbeleben wollen. „Wir sind guter Dinge und begrüßen so etwas außerordentlich“, sagt Bürgermeister Christoph Schaack. Im Haushalt seien 5000 Euro eingestellt, um die Elektrik zu optimieren und bestimmte Verschleißteile austauschen zu können. Zwischen der Gemeinde als Besitzer des großen Lifts und den Ehrenamtlichen als Betreiber müsste nun nur noch die Haftungsfrage geklärt werden, so Schaack weiter. „Wenn das geklärt ist, steht dem Ganzen nichts mehr im Weg. Ich bin guter Dinge.“

■ Schömberg: Die Abfahrt im Eulenloch liegt im Vergleich zu den übrigen Anlagen in der Region am niedrigsten. Trotzdem kann Inhaber Alexander Faas zehn Pistentage in dieser Saison verzeichnen, die er im Vergleich zu den Vorjahren im „unteren Durchschnitt“ einordnet. Und er kann sich auch in Zukunft auf eine treue Fangemeinde verlassen. Die kauft sich nämlich jedes Jahr aufs Neue schon vor der Saison Zeitkarten. „Damit sind die Fixkosten abgedeckt“, sagt Faas. Die Eulenloch-Fans kämen zudem in Scharen, wenn die Maschinen laufen. „Wir halten den Lift mit all unserem Engagement am Leben“, sagt der Betreiber.

■ Kaltenbronn: Die schneesicherste Abfahrt in der Region hat fast durchgehend sieben Wochen lang Betrieb gehabt, sagt Jens Kleinert. Er ist einer der drei neuen Besitzer des Lifts. Doch auch auf durchschnittlich 900 Metern Höhe kam zum Wochenende teils Regen runter und machte die Piste unbefahrbar. Die vergangenen Saisons seien zwar teils kürzer gewesen, dafür habe man damals an Wochenenden öffnen können. Trotzdem schauen Kleinert und seine beiden Kollegen positiv in Richtung kommenden Winter in Kaltenbronn. Nachdem 2018/19 unter anderem auch Schlittenfahrer den Hang hinaufgezogen worden sind, denken die drei Betreiber auch schon über neue Angebote nach.

Autor: Dennis Krivec