TSV Schömberg hat seit Jahren Pläne: Wird der Traum vom Kunstrasen endlich wahr?
Schömberg. Die Zuschauerplätze waren fest in grün-weißer Hand. Teils standen die Mitglieder des TSV Schömberg sogar. Der Vorstand, Mitglieder und Spieler – jung und alt – waren zur Gemeinderatssitzung gekommen, um für ihren jahrelang gehegten Traum zu kämpfen: einen Kunstrasenplatz direkt am Vereinsgelände. Der Vorsitzende und Gemeinderäte hielten flammende Reden, es wurde lange hin und her diskutiert – und selbst innerhalb einer Fraktion ging die Meinung über das Vorhaben weit auseinander.
Ein erster Schritt ist dennoch gemacht.
Worum geht es?
Der Bund stellt Fördermittel für die Sanierung kommunaler Sportstätten zur Verfügung. 333 Millionen Euro sind im Topf. Kommunen müssen sich mit Projekten bis spätestens 15. Januar melden und können dann 45 Prozent aus Berlin erhalten. Für Städte und Gemeinden mit nachgewiesener Haushaltsnotlage sind sogar 75 Prozent Förderung drin. Berechtigt sind nicht nur kommunale Projekte, sondern auch solche von Dritten – beispielsweise Vereinen. Und da kommt der Fußballverein aus Schömberg ins Spiel.
Was hat der TSV Schömberg vor?
Der Verein möchte auf dem alten Hartplatz neben seinem Spielfeld oberhalb des Kurparks einen Kunstrasenplatz bauen, der öffentlich zugänglich ist. Vorstand Nikola Corak und seine Mitstreiter haben seit Jahren diese Idee und wollen den Fördertopf nutzen, um sie endlich umzusetzen. Rund 780.000 Euro veranschlagen sie ungefähr dafür. Sollte der Bund 75 Prozent davon zahlen, müsste die Gemeinde noch 195.000 Euro beisteuern, rechnete die stellvertretende Hauptamtsleiterin Luisa Volle vor. Der dazugehörige Antrag, dass sich Schömberg in einer Haushaltsnotlage befindet, sei beim Landratsamt eingereicht worden. „Das wird geprüft, wir warten auf Rückmeldung“, so Volle weiter. „Das Landratsamt weiß, dass wir kein Geld haben“, meinte Kämmerer Ralf Busse zu den Aussichtschancen und erntete dafür Lacher im Ratssaal.
Was sagen die Befürworter?
Schon in der Bürgerfragestunde, bevor das Thema offiziell besprochen wurde, ergriff Corak das Wort. Der geplante Kunstrasenplatz sei nicht nur für den TSV, sondern „ein Ort für jedermann. Wenn schon eine neue Sporthalle nicht möglich ist, dann sollte es wenigstens einen Kunstrasenplatz geben.“ Solche gebe es bereits in umliegenden Gemeinden und in Schömberg werde ein solcher das Areal für die Bürger und Besucher massiv aufwerten. Klar, dass Corak am Ende von den TSVlern im Saal Applaus bekam. Ebenso wie später bei der kontroversen Diskussion Gemeinderat Tino Bayer (MUZ). Den alten Hartplatz bezeichnete er als „Schandfleck“ und sah im gewollten Kunstrasenplatz nur Vorteile. Ein solcher werde von vielen Schömbergern schon sehr lange verlangt, er sei eine Investition in die Jugend und ins Soziale. Durch Zuzug neuer Familien finanziere sich der Platz durch höhere Landeszuweisung wegen höherer Einwohnerzahlen quasi von selbst. „Schömberg hat Defizite bei Sportstätten. Der Kunstrasenplatz wäre das Herz des Sports, mitten im Ort, direkt neben dem Jugendhaus“, so Bayer, der später noch einmal für einen Höhepunkt der Diskussion sorgte.
Welche Bedenken gibt es?
Räte wie Andreas Karcher (MUZ) und Michael Nothacker (UWV) hatten prinzipiell nichts gegen das Vorhaben des TSV. Sie bemängelten nur die aktuelle Planung für den Kunstrasenplatz und teils auch die Finanzierung (Karcher). Bürgermeister Matthias Leyn machte dabei klar, dass es nun nur um das Interesse am Fördertopf gehe. Erst falls irgendwann nach dem 15. Januar die Zusage aus Berlin komme, müsse es in einem zweiten Schritt konkrete Pläne geben. „Momentan reicht nur eine Projektskizze.“ Christoph Eck (CDU) sah dabei schon jetzt Probleme. Müssen Wanderwege umgeleitet werden? Reichen die Flächen der Gemeinde aus? Was ist mit dem alten See und dem Flying Fox, der teils über das Gelände geht?
Was sagen die Kritiker?
Katja Rathfelder (MUZ) wollte wissen, ob beispielsweise auch die Sanierung der Sportanlagen der Ludwig-Uhland-Schule gefördert werden könnten, wenn die Gemeinde diese öffentlich zugänglich mache. Diese seien teils in schlechtem Zustand. Doch eine zufriedenstellende Antwort darauf gab es nicht. Ihr Fraktionsvorsitzender Jörg Krax stand dem Kunstrasenplatz am kritischsten gegenüber. Nicht nur wegen möglicher Probleme mit Biotopen und der Waldumwandlung. „Wenn wir jetzt zustimmen, haben wir zwar keine rechtliche, aber eine moralische Verpflichtung.“ Die wolle er nicht eingehen. „Ich bin jetzt ehrlich dagegen und nicht erst in einem Jahr, wenn wir sehen, dass wir uns das überhaupt nicht leisten können. Wir haben kein Geld. Es macht keinen Spaß, hier zu sitzen.“ Der Sportplatz an der LUS sei in miserablem Zustand. „Ich möchte, dass der zuerst instand gesetzt wird.“
Daraufhin ergriff noch einmal sein Fraktionskollege Bayer das Wort:
„Ich möchte nicht, dass Projekte gegenseitig ausgespielt werden. Ich kenne kaum Leute, die den Kunstrasenplatz nicht wollen. Wir können nicht gegen die Bevölkerung stimmen.“
Wie geht es jetzt weiter?
Wie gesagt: Es ging erst einmal um eine Interessensbekundung für die Förderung. Dafür stimmten zehn Räte und damit die Mehrheit. Jörg Krax, Katja Rathfelder und Catherina Haessler (alle MUZ) waren dagegen. Friedbert Stahl und Rosario Moser (beide CDU) sowie Andreas Karcher und Ulrike Wankmüller (beide MUZ) enthielten sich.
Die Gemeinde wird die Pläne des TSV nun einreichen. Ob der grün-weiße Traum eine Chance hat, wird sich irgendwann nach der Bewerbungsfrist am 15. Januar zeigen.
