Unterreichenbacher Bürgermeister bringt Etat 2026 ohne Kämmerin ein – Defizit, hohe Umlagen und Pflichtaufgaben
Unterreichenbach. Unter außergewöhnlichen Umständen hat Bürgermeister Lukas Klingenberg den Haushaltsplanentwurf 2026 der Gemeinde Unterreichenbach in der letzten öffentlichen Sitzung des Jahres 2025 in den Gemeinderat eingebracht. Ohne Kämmerin und seit Ende August vorübergehend auch ohne Hauptamtsleiter habe er den Etat nahezu alleine vorbereitet. „Ich bin froh, dass wir den Haushalt jetzt überhaupt schon einbringen können“, sagte Klingenberg. Ziel sei ein Beschluss im Januar.
Großen Respekt für den souveränen Umgang mit dieser Situation zollte die erste stellvertretende Bürgermeisterin Anja Bertagnolli, die dem Bürgermeister ausdrücklich für seine Arbeit dankte. Das Gremium selbst verhielt sich ansonsten ruhig und äußerte sich nicht.
Kaum Sparpotenzial
lingenberg deutlich, wie angespannt die Lage ist. Der Ergebnishaushalt 2026 weist ein Defizit von rund 659.000 Euro aus. „Die Erträge halten mit den Aufwendungen nicht mehr Schritt, die Kosten galoppieren davon“, sagte Klingenberg. Sparpotenziale sehe er kaum noch: „Wir wissen ehrlich gesagt nicht mehr, wo wir noch sparen sollen.“ Unterreichenbach sei damit jedoch kein Einzelfall, viele Kommunen stünden vor denselben Problemen.
Deutliche Worte fand der Bürgermeister zur Kreisumlage. Diese sei „explodiert – und tatsächlich eigentlich noch zu niedrig“. Rund 1,5 Millionen Euro zahle Unterreichenbach an den Kreis. „Wenn das nur 50 Prozent wären, wäre unser Haushalt ausgeglichen“, erklärte Klingenberg. Die Gemeinde zahle bei vielen Projekten auf Kreisebene mit, profitiere aber nicht immer im gleichen Maß. „Vom Krankenhaus haben wir etwas, von der Hermann-Hesse-Bahn hingegen eher wenig, bezahlen aber trotzdem mit.“ Zudem würden viele Aufgaben vom Bund auferlegt, die die Kommunen finanzieren müssten.
Auch zum angekündigten Sondervermögen vom Bund mit Verteilung über das Land äußerte sich Klingenberg. Er habe sich hierzu bereits konkret informiert. Die Abwicklung erfolge über ein Online-Portal, in dem Projekte und Maßnahmen hinterlegt werden müssten. Diese seien bis spätestens 31. Dezember 2042 umzusetzen, teilweise könnten sogar Maßnahmen rückwirkend ab 1. Januar 2025 eingebracht werden. Allerdings gelte eine Bagatellgrenze von 50.000 Euro. Unterreichenbach könne mit rund 1,6 Millionen Euro rechnen. „Wie wir das Geld einsetzen, werden wir gemeinsam im Gemeinderat besprechen“, sagte er. Positiv sei, dass die Mittel mit anderen Zuschüssen kombinierbar seien – was bei vielen Förderprogrammen sonst nicht möglich sei.
Bei den Investitionen für 2026 handle es sich überwiegend um Pflichtaufgaben. Einzelne Projekte wie der Wasserspielplatz seien „nice to have“, aber auch wichtig für die Attraktivität der Gemeinde. Ein persönliches Anliegen sei ihm zudem der Aufbau einer digitalen Finanzverwaltung. „Ich möchte weg vom Papierweg – das wird ohnehin Pflicht werden.“
Mit Blick auf die Liquidität kündigte Klingenberg an, dass eine Kreditaufnahme notwendig werden könnte. Aus 2024 bestehe noch eine Kreditermächtigung über 1,2 Millionen Euro. „Ich spiele mit dem Gedanken, davon 700.000 Euro zu ziehen.“ Aktuell verfüge die Gemeinde über rund 800.000 Euro liquide Mittel. „Die Zeiten sind nicht ohne – und es kommen noch viele Pflichtaufgaben auf uns zu.“
