171 Kilometer und 10.300 Höhenmeter: Grunbacher startet beim Ultra Trail Mont Blanc
Engelsbrand-Grunbach. Eigentlich ist David Barton ein ganz normaler Ehemann, Vater von drei Kindern und Vertriebsmitarbeiter eines kalifornischen Halbleiterunternehmens. Eigentlich. Wenn da nicht sein Hobby wäre, das manch einem die Sprache verschlägt: Ultra-Trail-Running.
Denn wenn andere Familienväter samstagmorgens einen Ausflug ins Europabad mit ihrer Familie machen, nutzt der 40-jährige Grunbacher solche Familienausflüge, um eine kleine Trainingseinheit einzulegen. Er verlässt zweieinhalb bis drei Stunden vor seiner Familie das Haus und rennt die rund 40 Kilometer zum Ausflugsziel.
„Ich bin ein Lückenläufer“, erklärt er sein Trainingsmodell. Er könne schließlich nicht erwarten, dass sich die ganze Familie nach seinen zeitintensiven Trainingseinheiten richtet. Also sei er abwesend, wenn er nicht so sehr gebraucht werde. „Auch Fernsehen, das gibt es bei mir schon lange nicht mehr“, erzählt er weiter. Doch das war nicht immer so. Noch vor wenigen Jahren ließ David Barton es eher gemütlich angehen, brachte stattliche 95 Kilogramm auf die Waage. „Ich war dick“, sagt er von sich selbst. Irgendwann habe er gedacht: „Das kann nicht sein“, denn obwohl Barton sich selbst auch heute nicht als verbissenen Megasportler sieht, sei er eine sportliche Person – schon immer gewesen. Auch mit Übergewicht.
Als er im Sommer 2015 beim Holger Nothacker Gedächtnislauf in Oberkollbach an den Start ging, hat er die Ziellinie mit Puls 192 überquert. „Da war Schluss“, so Barton im Rückblick. Er habe begonnen sich vegan zu ernähren und zu trainieren. „Ich bin voll eingestiegen, habe spannende Biografien über Erfolgsgeschichten gelesen, gesund gelebt und trainiert – mein Gewicht ist geschmolzen“, erinnert er sich. Schließlich war er im Herbst 2015 nach nur wenigen Monaten Training nach Plan so weit, dass er sich in Karlsruhe zum Marathon anmeldete. „Mein Ziel war es, die Strecke unter vier Stunden zu schaffen und das ist mir auch gelungen.“
Nur vier Wochen später ging er in Frankfurt am Main an den Start und wollte einfach nur schneller sein als in Karlsruhe. Tatsächlich war er dann ganze 20 Minuten schneller. Doch auch das reichte ihm nicht. Barton wollte es wissen und meldete sich zu seinem ersten „Ultra“, wie er sagt, an. Einem Frühjahrsklassiker in Frankfurt, bei dem zehn Runden à fünf Kilometer im Kreis zu laufen sind.
Seither ist viel passiert. „Ich bin immer tiefer eingestiegen, habe immer noch etwas drauf gesetzt“, erzählt er weiter. Sein nächstes Ziel nötigt ihm dennoch viel Respekt ab. „Am 31. August starte ich in Chamonix“, sagt er. Der Ultra Trail Mont Blanc (UTMB): 171 Kilometer und 10.300 Höhenmeter. Start: 18 Uhr in Chamonix. „Ich bin ohnmächtig vor dieser Aufgabe“, so Barton. Er rechne sich eine 40 bis 50-prozentige Chance aus, ins Ziel zu kommen. Fakt ist aber, dass er bei anderen Ultra-Trail-Läufen inzwischen so viele Punkte gesammelt hat, dass er einer von 2300 Läufern aus aller Welt sein wird, die beim UTMB 2018 an den Start gehen werden. Um einen Startplatz beworben haben sich immerhin 6000 Läufer. „Ultra-Trail-Running ist fast schon ein spiritueller Sport“, sagt Barton und geht sogar so weit, dass er einen solchen Lauf als „eine riesige Yoga-Session“ bezeichnet. Er ist fasziniert von der Ausdauerbelastung.
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