200 Interessierte beim Vortrag von Historiker Jeff Klotz auf dem Sternenfelser Schlossberg
Sternenfels. Wer glaubt, heutzutage sei alles viel komplizierter als früher, irrt gewaltig. Bei genauerem Hinsehen erweist sich die Geschichte des Mittelalters bis hin zur Neuzeit als derart komplex, dass es schwerfällt, sich in dem Gewirr politischer und kirchlicher Machtstrukturen und ihren Verschiebungen zurechtzufinden. Einer, der dies bis ins kleinste Detail hinein beherrscht, ist der in Bauschlott ansässige Historiker, Autor und Verleger Jeff Klotz. Er hielt am Dienstagabend vor überraschend vielen Geschichtsinteressierten einen spannenden Vortrag über das alte, ursprünglich edelfreie, schwäbische Adelsgeschlecht der „Herren von Sternenfels“.
Klotz sprach fast eine Stunde völlig frei über den Aufstieg und schließlich den Fall derer von Sternenfels. Die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer, die Klotz bis zum Schluss an den Lippen hingen, zeigten, wie groß das Interesse an der Geschichte unseres Heimatraumes ist. Die Veranstaltung fand auf dem idyllischen Sternenfelser Schlossberg statt. Der heutige Schlossbergturm, von dem aus sich ein großartiger Ausblick über die Region eröffnet, ist indes kein Relikt aus der Zeit der Herren von Sternenfels. Er wurde erst in den 1960er-Jahren des vorigen Jahrhunderts an eben jenem Ort errichtet, an dem ehemals die Burg der Sternenfelser stand, die allerdings schon 1778 abgetragen wurde. Aus dem Vortrag lassen sich vier Spuren ableiten: Die Geschichte des Adelsgeschlechts beginnt im 13. Jahrhundert, kurz bevor die Burg Sternenfels erbaut wurde. Das Geschlecht geht bis zu Hildegard, einer Frau Karls des Großen, zurück. Nachfahren Hildegards, die Grafen von Calw, haben sich im Neckarraum, in der Ortenau und eben auch im Kraichgau niedergelassen. Den Aufstieg des Kraichgauer Adels kann man nur dann richtig einordnen, wenn man darum weiß, dass der Nordschwarzwald, namentlich Hirsau, eine der größten Machtmetropolen nördlich der Alpen war, aus der heraus sich die süddeutschen Adelsstrukturen entwickelt haben.
Man muss sich vergegenwärtigen, in wie viele Machtkämpfe der hiesige Landadel zu jener Zeit verstrickt war. Die Sternenfelser blieben erstaunlich lange auf dem Schlossberg wohnen und zählten weit bis ins 18. Jahrhundert hinein zur Reichsritterschaft der Ritterkantone Neckar-Schwarzwald, Kraichgau, Odenwald und Franken.