Gemeinden der Region
Pforzheim -  25.12.2022
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2022 – was für ein Jahr! Die Weihnachtsgrüße von Pforzheims und Mühlackers Oberbürgermeistern und den Landräten

Pforzheim/Enzkreis/Kreis Calw. Weihnachten ist da, das Jahr fast zu Ende. Zeit für die Politiker in Pforzheim und der Region, auf 2022 zurückzublicken, aber auch auf die Chancen und Herausforderungen in 2023 vorauszuschauen. PZ-news hat die Weihnachtsgrüße von Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch, seinem Mühlacker Kollegen Frank Schneider sowie den Landräten Bastian Rosenau aus dem Enzkreis und Helmut Riegger aus dem Kreis Calw zusammengefasst.

Blicken zurück und voraus: Peter Boch, Bastian Rosenau, Helmut Riegger und Frank Schneider.
Blicken zurück und voraus: Peter Boch, Bastian Rosenau, Helmut Riegger und Frank Schneider. Foto: Meyer (Archivfoto, 2); Landratsamt Calw (Archivfoto); Fotomoment (Archivfoto)

Peter Boch, Pforzheims Oberbürgermeister:

"Hohe Priorität haben für uns auch die Themen Wohnen und Stadtentwicklung. Der Bedarf an Wohnraum ist enorm gestiegen."

Liebe Pforzheimerinnen,

liebe Pforzheimer,

das bevorstehende Weihnachtsfest und der Jahreswechsel bieten uns allen die Möglichkeit, durchzuatmen und die wichtigsten Momente Revue passieren zu lassen – sowohl unsere ganz persönlichen als auch übergreifende Ereignisse, die sich auf unser aller Leben auswirken. So bedeutet der russische Angriffskrieg auf die Ukraine eine Zäsur, deren Auswirkungen wir auch hier vor Ort deutlich spüren. Auch wir als Stadt reagieren darauf.

1700 Menschen aus der Ukraine haben aktuell bei uns Schutz gefunden. Ein Großteil davon konnte aufgrund des großartigen Engagements aus der Bevölkerung privat unterkommen. Mehrere hundert Menschen hat die Stadt Pforzheim untergebracht, dafür neue Unterkünfte geschaffen und leider auch Hallen belegen müssen. Wo immer möglich mieten wir neue Immobilien an. Ein von mir einberufener Krisenstab beschäftigt sich mit dieser Herausforderung.

Infolge des Kriegs ist auch die Frage nach einer sicheren Energieversorgung ins Zentrum gerückt. Dazu haben wir verschiedene Maßnahmen beschlossen: So verzichten wir unter anderem nachts auf die Beleuchtung von Bauwerken und haben sowohl die Heiztemperaturen in öffentlichen Gebäuden als auch die Wassertemperaturen in den Bädern abgesenkt. Die jetzige Situation ist für unsere gesamte Bürgerschaft schwierig. Steigende Lebenshaltungskosten und die Notwendigkeit, Energie einzusparen, betreffen uns alle. Als Stadtgesellschaft müssen wir daher zusammenstehen. So werden wir gemeinsam durch diese Zeit kommen. Davon bin ich

überzeugt!

Die vielen Krisen, mit denen wir es zu tun haben, dürfen nicht überdecken, dass wir mit klarer Prioritätensetzung an vielen Themen gleichzeitig arbeiten, um die Stadt voranzubringen: So freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir seit 2017 den damaligen Schuldenstand von 141 Millionen Euro auf aktuell 97 Millionen Euro reduzieren konnten – um ganze 44 Millionen Euro. Mein Ziel dabei: Die Handlungsfähigkeit für nachfolgende Generationen herzustellen. Deshalb behalten trotz der gestiegenen Baupreise unsere Neubau- und Sanierungsvorhaben höchste Priorität für uns – zum Beispiel Bäder, Schulen oder Kindertagesstätten. Rund 56 Millionen investieren wir bis 2027 in Sanierung und Ausbau unserer Schulen. 20 Millionen Euro davon entfallen auf erste Projekte des neuen Insel-Campus – ein Mega-Projekt von insgesamt 90 Millionen Euro Investitionsvolumen. Auch in Sachen Digitalisierung schreiten wir voran: Allein 2022 hat Pforzheim fünf weitere Schulen ans schnelle Breitbandnetz angeschlossen – damit aktuell schon 29 von 36 Schulen. Zahlreiche Kindertagesstätten gehen bald in Betrieb, beispielsweise im Schoferweg oder im Ernst-August-Haug-Weg.

Unter Hochdruck bauen wir Betreuungsplätze aus: Zum Frühjahr waren es 130 Plätze für das vorangegangene Jahr, 535 seit 2017. Bis Ende 2024 wollen wir weitere 16 Kita-Vorhaben mit 770 Plätzen umgesetzt haben.

Zudem hat die Stadt Pforzheim einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz auf den Weg gebracht. Damit wollen wir auf die Folgen des Klimawandels reagieren – zum Beispiel, indem wir Fassaden begrünen, unsere Gewerbegebiete klimafit gestalten und bereits in der Planungsphase von Bauvorhaben Aspekte des Klimaschutzes berücksichtigen. Klimaschutz steht auch in engem Zusammenhang mit dem Ausbau umweltfreundlicher Mobilitätsformen: Nach der Östlichen Karl-Friedrich-Straße statten wir derzeit Teile der Westlichen mit Fahrradschutzstreifen aus, weitere Projekte folgen. 60 neue Fahrrad-Stellplätze haben wir letztes Jahr im Stadtgebiet geschaffen. Ein großer Erfolg sind auch unsere Trainings zum sicheren E-Biken. Auf dem Weg zur Mobilität von morgen planen wir zudem die Einrichtung von Mobility Hubs in der Stadt.

Hohe Priorität haben für uns auch die Themen Wohnen und Stadtentwicklung. Der Bedarf an Wohnraum ist enorm gestiegen. Von 2021 bis Mitte 2022 haben wir Baugenehmigungen für 139 Gebäude mit 537 Wohnungen erteilt. Diesen Kurs setzen wir fort: Ab Frühjahr wird unsere Stadtbau unter der Marke MehrTiergarten ein neues Quartier erschließen, ein weiteres wird an der Frankstraße entstehen und in der Schwarzwaldstraße ist eine Mischung aus Nahversorgung, Kita und seniorengerechtem Wohnen geplant. Eine Neugestaltung – vielleicht auch mit Wohnbebauung – soll das historische Herz unserer Stadt, der Schloßberg, erfahren. Viele Ideen dazu haben wir mit der Bürgerschaft in einer Planungswerkstatt erarbeitet. Zwischen drei alternativen Strukturkonzepten soll der Gemeinderat 2023 entscheiden können. Rund um die Rathäuser entsteht derweil mit den Schlossberghöfen ein neues Quartier, dessen Grundstein wir 2022 feierlich gelegt haben.

Ich hoffe sehr, dass Sie an den bevorstehenden Feiertagen etwas Ruhe und Erholung von diesem anstrengenden Jahr finden werden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen auch im Namen meiner Bürgermeisterkollegin und -kollegen Sibylle Schüssler, Dirk Büscher und Frank Fillbrunn ein gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue

Jahr 2023 alles Gute – Gesundheit, Glück und Zufriedenheit!

Herzliche Grüße

Oberbürgermeister Peter Boch

Bastian Rosenau, Enzkreis-Landrat:

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, weitere schlimme Konflikte auf der Welt, zahllose Menschen auf der Flucht, eine handfeste Energiekrise, steigende Preise und, als ob das alles nicht genug wäre, immer noch Corona. Dieses Jahr war für uns alle sehr belastend.

Wir müssen aufpassen, dass wir nicht abstumpfen angesichts immer neuer schlechter Nachrichten. Probleme haben leider die Tendenz, sich in unserem Bewusstsein in den Vordergrund zu drängen und dort lange haften zu bleiben. Durch die Fokussierung auf Hürden und Widrigkeiten aber übersehen wir leicht die schönen Dinge, die bereichernden Erlebnisse und positiven Ereignisse, die es in unserem Leben und in der Welt nach wie vor gibt. Um dieses Positive zu entdecken, braucht es Achtsamkeit und zuweilen einen Perspektivwechsel – und vielleicht auch die Einsicht, dass nichts selbstverständlich ist. Ein Grund mehr, auch für die vermeintlich kleinen Dinge dankbar zu sein.

Ich bin kein Psychologe, aber ich denke, es kann in Zeiten wie diesen hilfreich sein zu versuchen, das Unabänderliche loszulassen und sich auf das zu konzentrieren, was wir ändern können. Denn dann gehen wir den Weg der Kreativität und des Handelns. Warten wir nicht passiv auf Kraft, überlassen wir uns nicht Gefühlen der Ohn-Macht oder der Hilflosigkeit. Auch wenn es anstrengend und mühevoll ist: Im Tun erleben wir, was in uns steckt, welche Kräfte wir freisetzen können. Das kann Mut und Zuversicht wachsen lassen. Und was das Unabänderbare betrifft - dazu hat der Wiener Psychologe und Holocaust-Überlebende Viktor Frankl einen meines Erachtens sehr klugen Satz gesagt: „Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen.“

Für mich ist das die Aufforderung zur bewussten Entscheidung, unter allen Umständen das Interesse und die Zuversicht zu bewahren, wachsam und empathisch zu bleiben. Was wir brauchen, sind offene Augen, offene Ohren, ein offenes Herz – und die Bereitschaft, uns selbst ins Leben einzubringen. Allen, die dies haupt- und vor allem auch ehrenamtlich bereits in vielen Lebensbereichen unserer Städte und Gemeinden tun, danke ich an dieser Stelle herzlich. Auch im neuen Jahr wird es Dinge geben, die sich nicht ändern lassen. Doch ich glaube, wir werden uns wundern, welche Türen sich öffnen, über welche Schwellen wir gehen und welche Wege und Perspektiven sich uns zeigen werden: in Begegnungen, im Zuhören, im Handeln, im Zusammenhalten. Und das jeden Tag neu. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein „Wunder-volles“ Weihnachtsfest, besinnliche Feiertage und ein gutes Neues Jahr.

Ihr Bastian Rosenau, Landrat

Helmut Riegger, Landrat Kreis Calw:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

im kommenden Jahr feiert der Landkreis Calw 50-jähriges Bestehen. In diesen 50 Jahren hat sich der Landkreis Calw von einer sehr ländlich geprägten Region zu einem digitalen, mobilen, von einer guten Gesundheitsversorgung gezeichneten, attraktiven Wohn- und Arbeitsort entwickelt. Diese Entwicklung war dabei von zahlreichen Krisen begleitet – von der Ölkrise der 1970er-Jahre über die Finanz- und Bankenkrise, die Flüchtlingskrise 2015 und die Corona-Pandemie der letzten beiden Jahre.

Nach zwei Jahren Corona hätte ich mir gewünscht, Sie zu diesem Weihnachtsfest mit freudigen, zukunftstragenden und optimistischen Worten grüßen zu können. Doch nun treffen uns all diese Krisen und Herausforderungen gesammelt. Verbunden mit einem fortschreitenden Klimawandel und dem Fachkräftemangel, den wir immer stärker spüren. Was bleibt uns also als Weihnachtsbotschaft zu verkünden? Was erwartet uns im nächsten Jahr 2023?

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, nichts ist mehr so, wie es war. Aber war das nicht schon immer so? Es steht ohne Zweifel ein Wandel an, den wir nur bedingt beeinflussen können. Die Menge an Herausforderungen ist eine Bewährungsprobe für uns alle. Wir alle hatten auf ruhige Weihnachten „wie früher“ gehofft und die Corona-Pandemie nur zu gerne endgültig hinter uns gelassen. Und nun finden wir uns in einer höchst angespannten Krisensituation wieder, die uns auf allen Ebenen beeinflusst.

Ich möchte Ihnen daher zu diesem erneut ungewöhnlichen Weihnachtsfest von Herzen viel Kraft und Mut zusprechen und wünsche Ihnen allen viel Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft. Mit Rücksicht aufeinander und einem Gemeinsinn, der in dieser schwierigen Zeit wichtiger ist denn je, werden wir auch diese Krise überstehen und am Ende sicher auch Positives aus ihr ziehen können. Lassen Sie uns gemeinsam dieses Weihnachtsfest und diesen Jahreswechsel mit einem festen Glauben an die Zukunft und an das Gute verbringen.

Ihr Helmut Riegger

Landrat

Mühlackers OB Frank Schneider:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

als ob eine weltweite Pandemie nicht schon genug Belastung für die Menschheit gewesen wä-re, kommt nun auch noch eine vom Führer Russlands angeordneter verbrecherischer Angriffs-krieg hinzu. Die Menschen in der Ukraine müssen dieses schreiende Unrecht mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit bezahlen. Auch wir spüren finanziell und wirtschaftlich die Kriegsfolgen - besonders hart trifft es aber die ärmsten Länder dieser Welt. So möchte ich gerade auch in der Weihnachtszeit und den Tagen zwischen den Jahren appellieren, weiterhin Hilfe zu leisten, zu spenden oder dringend benötigten Wohnraum für Geflüchtete bereitzustellen. Viel Vor-bildliches und Spontanes wurde hier schon geleistet, doch ein weiteres und langanhaltendes Engagement ist nötig. Es stimmt mich dabei zuversichtlich, was ich in der Zeit der Pandemie an Solidarität und Hilfsbereitschaf in Mühlacker erlebt habe. Vieles war neu, vieles spontan und einiges vielleicht - im Nachhinein betrachtet – noch optimierbar. Doch das Positive und das Aktive trägt und nährt unserer Stadtgemeinschaft, nicht das Passive und Negative.

Ganz in diesem Sinne danke ich allen, die anderen geholfen haben und noch zukünftig helfen werden.

Ich wünsche Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürgern – trotz aller schwierigen Begleitum-stände – ein friedvolles Weihnachtsfest und schöne Stunden im Kreise Ihrer Familie.

Ihr Frank Schneider

Oberbürgermeister