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Enzkreis -  13.11.2025
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250 Schulbegleiter zählt der Enzkreis derzeit. Sind die alle dringend notwendig?

Enzkreis. Dass der Enzkreis finanziell gesehen mit dem Rücken an der Wand steht, hat die PZ berichtet. Beim Jugendhilfeausschuss des Kreistages am Donnerstag appelliert Landrat Bastian Rosenau erneut: „Es braucht echte Reformen“. Geld vom Land, das es beispielsweise für die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes oder die Schulbegleitung gebe, sei wichtig, aber keine nachhaltige Lösung.

Learning to share is one of the skills we learn at preschool. Shot of a female teacher assisting a preschool learner in her clas
Viele Minderjährige müssten nicht nur während der Schulzeit, sondern auch ganztags betreut werden. Foto: Nina Lawrenson/peopleimages.com

Sozialdezernentin Katja Kreeb verweist darauf, dass Transferaufwendungen im Jugendhilfebereich kommendes Jahr um 12 Prozent auf über 4 Millionen Euro steigen. Und das sei noch optimistisch geplant. Denn: Teilweise gebe es kostenintensive Fälle. „Fünf bis sechs Jugendliche können einiges an Geld ausmachen.“ Und weiter: „Manche kosten mehr, als es Zuschüsse für Beratungsstellen gibt“. Dagegen würden Erstattungen für den Enzkreis sinken, was den Effekt verschärfe. Auch müsse man durch Tarifdynamik rund 1,6 Millionen Euro mehr fürs Personal einplanen.

Außer der individuellen Hilfen, die um 2,3 Millionen Euro steigt, sei keine Kostenart extrem auffällig. Diese Hilfen hätten sich aber innerhalb der vergangenen vier Jahre fast verdoppelt – und seien der Hauptfaktor für steigende Beiträge. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 seien dafür noch 17,9 Millionen Euro angefallen, für das kommende Jahr rechne man mit 30,6 Millionen Euro. Zurückzuführen sei das auf die wachsende Anzahl an Kindern und Jugendlichen mit einer sogenannten „seelischen Behinderung“. Statt der 425 Fälle im Jahr 2022 erwarte man kommendes Jahr 865 Fälle.

„Wir brauchen dringend eine andere psychosomatische Versorgung“, betont Kreeb. Mit 40 Prozent der größte Teil des Geldes fließt in die 250 Schulbegleitungen im Enzkreis. Viele Minderjährige müssten nicht nur während der Schulzeit, sondern auch ganztags betreut werden. Andere hätten sogar zwei Schulbegleitungen. „Wir halten das für eine Fehlentwicklung“, so Kreeb. „Für manche Kinder macht es Sinn, für andere ist es ein exklusiver Ansatz.“ Es müsse ein massives Umdenken im Schulsystem geben. Dem stimmt das Gremium zu. Heinrich Furrer (FWV) kritisiert, dass teilweise mehr Erwachsene als Schüler im Klassenraum säßen. Es gelte die Ursache für die Zunahme herauszufinden. Veränderte Ansprüche erachtet Günter Bächle (CDU) als wichtig. Steffen Bochinger (FWV) findet: „Das Land hat seine Hausaufgaben nicht gemacht.“ Es brauche besser ausgebildete Lehrer.