Ab August: Im Wiernsheimer Rathaus wird Vier-Tage-Woche eingeführt
Schon seit Jahren wird in ganz Deutschland heiß und kontrovers über die Vier-Tage-Woche diskutiert. Ist sie sinnvoll, realistisch, wirtschaftlich tragbar – und wird sie überhaupt jemals kommen? Darüber muss zumindest im Wiernsheimer Rathaus nicht länger gesprochen werden. Denn die Plattengemeinde prescht in Sachen „kurzer Arbeitswoche“ mit gutem Beispiel voran, wie Bürgermeister Matthias Enz auf der jüngsten Gemeinderatssitzung verkündete.

Eine Kolumne von PZ-Redakteur Peter Hepfer
„Ab August führen wir im Rathaus eine flexible Vier-Tage-Woche ein“ - Wiernsheims Bürgermeister Matthias Enz
Schon ein einziger Satz reichte, damit den Anwesenden im Sitzungssaal für einen Augenblick die Spucke wegblieb: „Ab August führen wir im Rathaus eine flexible Vier-Tage-Woche ein“, knallte Enz seinen Zuhörern nüchtern vor den Latz. Wobei diese Ankündigung womöglich historische Dimensionen annehmen könnte. Denn angesichts leerer Kassen in vielen Gemeinden und Stellenstreichungen trotz Personalmangels mag man sich fragen, wer hier nachzieht – Knittlingen, Mühlacker? In Wiernsheim jedenfalls hat die Maßnahme triftige Gründe. Einerseits geht es darum, wegen Dauerausfällen und unbesetzten Stellen im Rathaus die Kräfte zu bündeln. Vom flexibleren System, so Enz, profitierten speziell Teilzeitkräfte, die ihre Stunden künftig auch an vier Tagen abarbeiten können.
Keine Spontanbesuche mehr im Wiernsheimer Rathaus
Andererseits will die Kommune als Arbeitgeber sein Jobangebot attraktiver gestalten. Und wo bleiben die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Anliegen, wenn das Wiernsheimer Rathaus bald nur noch Montag bis Donnerstag geöffnet und am Freitag geschlossen ist? Vereinbarte Termine könnten an Freitagen trotzdem stattfinden, beruhigt der Bürgermeister. Die Zeit von Spontanbesuchen sei aber definitiv vorbei. Und wenn man Äußerungen aus der thüringischen Unternehmerwelt Glauben schenken will, ist mit der Vier-Tage-Woche sogar eine zwanzigprozentige Produktivitätssteigerung möglich. Schau’n mer mal!