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Birkenfeld -  05.05.2020
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Abschiednehmen am Computer: Michael Martin aus Gräfenhausen gestaltet virtuelle Trauerfeiern

Birkenfeld-Gräfenhausen. Als Hoffnungsschimmer für Hinterbliebene sieht Michael Martin den Kern seiner Tätigkeit als freier Trauerredner – und seine Idee, Gedenkfeiern übers Internet anzubieten. „Was vor Corona oft pietätlos erschien, kann in dieser Zeit Trost und Beistand schenken“, sagt der Gräfenhäuser. Während Bestattungen beschränkt im kleinen Kreis stattfinden, sind Trauerfeiern in größerer Runde mit Freunden, Bekannten und Kollegen aktuell nicht erlaubt.

Sie sollen bis auf weiteres verschoben werden, weiß Martin: „Doch ich frage mich, ob Trauerfeiern, die in Wochen oder Monaten nachgeholt werden, bei den Angehörigen der Verstorbenen nicht eher wieder Wunden aufreißen statt diese zu heilen.“ Einen Heilsbringer sieht er in den Möglichkeiten des Internets: „Viele arbeiten online im Homeoffice, Künstler muszieren im Netz. Warum sollten Trauerfeiern nicht auch virtuell möglich sein?“

Dass es machbar ist, hat Martin in zwei fiktiven Feiern mit knapp 25 Beteiligten getestet, die über einen Link mit Zugangsdaten in die Online-Anwendung Zoom eingeloggt haben. Mit Erfolg und zahlreichen positiven Rückmeldungen, wie er sagt: „Die Leitung war stabil, die Tonqualität hat gepasst und viele sprachen davon, dass sie trotz Entfernung und obwohl sie sich großteils untereinander nicht kannten, eine Form der Verbundenheit gespürt haben.“

Wer das Video des 69-Jährigen auf seiner Internetseite anschaut, merkt, dass er etwas von seiner Arbeit versteht: Er spricht ruhig und sanft und verknüpft charmant Anekdoten aus dem Leben der Verstorbenen zu einer emotionalen Rede. Ähnlich gut angekommen sei seine Ansprache bei der Hochzeit seiner ältesten Tochter. Sie hat ihren Vater auf die Idee gebracht, Trauerfeiern zu gestalten, als er nach über 40 Jahren in leitenden Positionen bei namhaften Unternehmen im Ruhestand nach einer sinnvollen Beschäftigung gesucht hat.

Seit drei Jahren macht er dies nun – und strotzt nur so vor Ideen, wie zu seiner Zeit als Manager. So könne er sich gut vorstellen, dass virtuelle Trauerfeiern auch nach Corona auf Interesse stoßen, sagt Martin: „Bei Menschen, die nicht am eigentlichen Gedenken vor Ort dabei sein können, weil sie im Ausland leben oder nicht mehr mobil sind. Bei Menschen, die aber trotzdem vom Verstorbenen Abschied nehmen und den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl zeigen wollen.“

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.trauer-redner.info

Autor: lin