Gemeinden der Region
Niefern-Öschelbronn -  03.09.2018
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Ärger um Schmierereien: Niefern-Öschelbronn will Graffiti-Platten bereitstellen - Malerinnung ist dagegen

Niefern-Öschelbronn. In Niefern bahnt sich eine Auseinandersetzung um die Beseitigung von Schmierereien an. Die in der Region mehrfach ausgezeichnete Initiative Anti-Graffiti-Mobil will das aktuelle Engagement in Niefern-Öschelbronn einstellen, sollte die Gemeinde jungen Leuten im Rahmen eines Kunstprojekts des Nieferner Jugendhauses einen öffentlichen Raum für Graffiti zur Verfügung stellen.

„Woche für Woche beseitigen wir ehrenamtlich große Schäden, wir warnen vor Nachahmern, da können wir es nicht hinnehmen, dass Sprayer eine Plattform erhalten“, sagt Heiko Seiter, der Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung Pforzheim/Enzkreis/Neuenbürg. Bundesweit sorgt das Anti-Graffiti-Mobil für positive Schlagzeilen. Seit 2003 beseitigten jugendliche Straftäter unter Anleitung von Malern und Lackierern der Innung in der Stadt und im Enzkreis mehr als 14 000 Schmierereien. Im März richteten vier deutsche Jugendliche in Niefern immense Schäden an – laut Polizei rund 20 000 Euro. Sie beschmierten gleich mehrere Gebäude – Schulen, den Kirchenbereich, Privathäuser, selbst vor dem Haus des Polizeipostens auf dem Marktplatz machten sie nicht halt. Die Polizei kam den Tätern zwischen 14 und 16 Jahren jedoch schnell auf die Spur. Da sie einsichtig waren, kümmerten sie sich unter der Obhut der Malerexperten um die Schäden. In einigen schwierigen Fällen musste das Rathaus Spezialfirmen einschalten, so Bürgermeisterin Birgit Förster. Damals sei dann auch die Idee entstanden, im Jugendhaus „EnzZone“ ein Projekt über Graffiti als Kunstform zu starten, sagt die Rathauschefin.

Beim Skaterplatz, einem ziemlich versteckten Bereich hinter den Schulen in Niefern, sollen Jugendliche eine Art Ausstellungsfläche erhalten. Konkret: auf der Rückseite der alten Schulturnhalle, die Sprayer seit langem inzwischen fast voll verunstaltet haben. Die Gemeinde wolle dafür sorgen, dass diese rückwärtige Hallenwand gesäubert wird, so Förster. „Danach können die Jugendlichen Platten mit Graffiti, die sie im Jugendhaus gestaltet haben, mit Haltern auf der Fassade anbringen“, sagt die Verwaltungsleiterin. Aus ihrer Sicht ist das „keine Legalisierung von Graffiti“, sondern „ein geordnetes Verfahren für diese Kunstform“. Sie wisse, dass Sprühaktionen „kein Kinderspiel“ seien und die Aktion des Anti-Graffiti-Mobils „außerordentlich wichtig“ sei.

Malerobermeister Seiter hält allerdings an der Absage fest: „Dann stellen wir unser Mobil in der Gemeinde ein.“ Dürfe das Jugendhaus die Graffiti ausstellen, rufe das Nachahmer auf den Plan: „Dann sprüht der nächste zwei Meter weiter und das altbekannte Katz- und Maus-Spiel setzt sich fort.“

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Autor: Ralf Steinert