Amtseinführung von Pforzheimer OB Boch: Hans-Ulrich Rülke und ein Foto, das Bände spricht
Pforzheim. Also gut – auf vielfachen Wunsch und laute „Zugabe, Zugabe“-Rufe dann eben doch. Denn im Grundsatz besteht ja wenig Anlass, sich noch einmal mit dem Wahlkampfauft... pardon, der Amtseinführung des wiedergewählten Pforzheimer Oberbürgermeisters Peter Boch (CDU) vor anderthalb Wochen zu beschäftigen. Aber es gibt dieses eine Foto, das zu ausdrucksstark ist, um es unveröffentlicht zu lassen. Es entstand in just dem Moment, nachdem der dienstälteste Stadtrat und darum für diesen Anlass auserkorene Redner Hans-Ulrich Rülke (FDP) sagte, in seiner langjährigen Zugehörigkeit zum Stadtparlament sei der aktuelle Gemeinderat „nicht der schlechteste“. Und genau da machte es „Klick“.

Eine Kolumne von PZ-Chefreporter Marek Klimanski
PZ-Fotograf Lucas Röhr lichtete die drei Stadträtinnen Annkathrin Wulff, Johanna Kirsch (beide SPD) und Sunita Vimal (Bündnis 90/Die Grünen) ab. Deren Mienen, wie soll man sagen, verraten keine übergroße Zustimmung zu Rülkes Analyse. Wulff wirkt ungläubig, Kirsch macht ein „Komm-du-mir-jetzt-bitte-nicht-unter“-Gesicht, Vimal schaut so unbeteiligt wie irgend möglich.
Könnte es sein, dass sie Rülkes Einschätzung nicht teilen, weil das Gremium doch ein bisschen Schlagseite nach rechts hat? Obendrein schon ziemlich zersplittert ist? Wir wissen es nicht. Die Gedanken sind frei, wer wüsste das besser als ein Liberaler, zu dessen Kanon ja just jene Regel gehört wie der Katholizismus zum Papst. Vielleicht ist es nämlich schlicht Zufall, dass das Stadträtinnen-Trio in exakt diesem Moment so eher unerfreut geschaut hat. Womöglich beschlich sie aber da bereits eine Ahnung, dass sie einer wortwörtlich endlosen Veranstaltung beiwohnten. Denn offiziell ist diese immer noch nicht vorbei.
Warum? Weil es sich, wie berichtet, verwaltungsrechtlich nicht um einen Festakt gehandelt hat, sondern um eine Sitzung des Gemeinderats. Um eine Sondersitzung zwar, aber dennoch innerhalb der Gepflogenheiten und des Regelwerks des Stadtparlaments. Weswegen die Polit-Promis und Grußwortredner Manuel Hagel und Gunther Krichbaum (beide CDU) von Bürgermeister und Sitzungsleiter Frank Fillbrunn (FDP) wie berichtet formell zu Sachverständigen erklärt wurden, um ihnen Rederecht geben zu dürfen. Und genauso formell hätte Fillbrunn die Sitzung auch schließen müssen. Das sei aber nicht passiert, sagen Teilnehmer. Also sei sie noch nicht beendet. Was erklären könnte, warum die ersten Termine gemeinderätlicher Gremien nach der Sommerpause abgesagt wurden – die Räte befinden sich ja ganz offensichtlich noch in einer vorangegangenen Sitzung. Auf jeden Fall in einer, die nachwirkt.