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Enzkreis -  17.09.2025
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Amtsgericht Pforzheim: Angeklagter bricht bei Verhandlung zusammen

Pforzheim. Es war angsteinflößend, was sich im Sitzungssaal eins am Amtsgericht Pforzheim – dort tagte am Mittwoch die Große Auswärtige Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe – abspielte: Ein angeklagter Marokkaner mit psychischen Problemen, der derzeit im Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen untergebracht ist, tobte, schimpfte und kauerte im nächsten Augenblick bei der Verhandlungspause weinend und schluchzend am Boden. Grund genug für den Vorsitzenden Richter Andreas Heidrich, die Verhandlung frühzeitig zu beenden.

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Ein angeklagter Marokkaner mit psychischen Problemen, tobte, schimpfte und kauerte im nächsten Augenblick bei der Verhandlungspause weinend und schluchzend am Boden. Foto: WESTOCK - stock.adobe.com

„Der Mann sollte nicht weiteren Belastungen ausgesetzt werden“, riet der sachverständige Psychiater im Saal, weil der Angeklagte in einen Zustand äußerster Anspannung geraten war.

Die Sitzung musste unterbrochen werden. Aber trotz der Verabreichung eines Medikaments durch eine Begleitperson aus Emmendingen konnte der Mann sich nicht beruhigen. Schließlich gelang es zwei Sachverständigen, einem Arzt aus dem Zentrum für Psychiatrie in Hirsau und seinem Kollegen aus Emmendingen, den Beschuldigten, der wegen schweren räuberischen Diebstahls vor Gericht steht, weitgehend zu besänftigen, so dass der Versuch die Verhandlung fortsetzen zu können, zumindest möglich erschien. Doch der Marokkaner war nicht weiter belastungsfähig.

Was den 23-Jährigen so in Rage brachte, war nicht die eigentliche Anklage, die man ihm vorwirft: Er soll Lebensmittel im Wert von etwa 15 Euro in einem Supermarkt im östlichen Enzkreis gestohlen und einen Marktmitarbeiter mit einem Taschenmesser bedroht haben. Es war vielmehr die Aussage eines Zeugen bei einem weiteren Fall, der sich in einem anderen Markt im Enzkreis im Dezember vergangenen Jahres zugetragen haben soll. Auch dort ließ der Marokkaner wohl Lebensmittel mitgehen und soll den stellvertretenden Marktmanager körperlich attackiert haben. Fotos dokumentieren Blessuren im Gesicht des Angestellten. Jenes Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft jedoch bereits eingestellt. Doch nun, wo es um die Unterbringung des Mannes und um seine Gefährlichkeit für die Allgemeinheit geht, wird auch dieser Fall betrachtet.

Als der stellvertretende Marktmanager im Zeugenstand über den Vorfall berichtete, flippte der Angeklagte aus und wurde laut. „Er sagt nicht die Wahrheit. Ich habe gar nichts gemacht. Der Richter muss verstehen, dass ich nichts gemacht habe. Der Gerichtssaal ist mir scheißegal. Ich bin eigentlich der Zeuge“, schimpfte der Mann aus Marokko in der Verhandlungspause auf Deutsch wild darauf los. Schließlich drohte der psychisch Kranke: „Ich mache Probleme in Emmendingen. Ich mache das Zimmer und alles kaputt. Die Leute machen mit mir Scheiße. Ich muss auch Scheiße machen“, schrie der Mann, der an den Füßen gefesselt war, durch den Gerichtssaal. Justizbeamte eilten herbei, Mediziner versuchten, ihn zu beruhigen.

Das Fass zum Überlaufen – bereits im Vorfeld – brachte für den 23-Jährigen ein nicht erschienener Zeuge, weil dieser in Rumänien einen Herzinfarkt erlitten hatte. Er soll nun am Montag, 29. September, vor Gericht aussagen. „Ich muss auf keinen Zeugen warten. Ich habe meine Familie acht Monate nicht gesehen. Ich bin müde und fahre nicht noch einmal zwei Stunden im Auto. Das muss der Richter verstehen“, schimpfte der Angeklagte zornig, wurde aggressiv und war im nächsten Moment wieder hilflos wie ein Kind.

Die Verhandlung in Pforzheim wird am Montag, 29. September, um 9 Uhr fortgesetzt.

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