Gemeinden der Region
Mühlacker -  14.04.2020
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Anonymer Brief an Großglattbacher Kirche sorgt für Aufruhr – Pfarrerin wehrt sich

Mühlacker-Grossglattbach. Es sind wahrlich keine einfachen Zeiten momentan – und bei dem ein oder anderen hat sich inzwischen offenbar viel Frust angestaut. Seinen Ärger abgeladen hat ein selbst ernannter „Lutheraner“ jetzt in einem offenen Brief, den er in der Karwoche an die Tür der Großglattbacher Markuskirche angeschlagen hat.

Darin empört er sich über die wegen der Corona-Krise erlassenen Kirchenschließungen und den fehlenden Gottesdienst. „Hatten wir nicht alle die Jahre Klagen über leere Kirchen? Und da soll jetzt plötzlich kein Platz sein, um (...) den Gottesdienst abzuhalten?“, wundert sich der anonyme Schreiber. Die Kirche würde gerade in der Krise ihre Schäfchen im Stich lassen, lautet der Vorwurf.

Sabine Wöhr, seit vier Jahren evangelische Pfarrerin in Großglattbach und Iptingen, wollte diese Anschuldigungen nicht auf sich sitzenlassen und schrieb ebenfalls einen offenen Brief, den sie einer freien Mitarbeiterin der PZ zukommen ließ. Darin berichtet sie von ihrer Arbeit, die in diesen Zeiten alles andere als einfach, sondern teilweise für alle Beteiligten unzumutbar sei. Zum Beispiel „vor Beerdigungen mit den Angehörigen an zehn Fingern abzuzählen, wer mit auf den Friedhof darf und wer besser später hingeht“. „Auch die Pfarrerin spürt, dass es ohne die physische, wahrnehmbare Gemeinschaft der Glaubenden nicht geht“, schreibt die 55-Jährige. Und sie gibt zu: „Ja, lieber ‚Lutheraner‘, Sie haben den Finger durchaus in offene Wunden gelegt.“

Doch sie wehrt sich gegen den Vorwurf, „die“ Kirche hätte rein gar nichts anzubieten: „An guten Predigtgottesdiensten gibt es zurzeit wahrlich keinen Mangel: Man verliert leicht den Überblick über die vielen Fernseh- und Streamingangebote.“ Weiter verweist sie darauf, dass die Markuskirche in Großglattbach sowohl in der Karwoche als auch jetzt in der Osterwoche durchaus geöffnet habe. „Sie nennen sich einen ‚Lutheraner‘ und ‚Protestanten‘. Aber Luther hat seine Thesen nicht anonym aufgehängt“. Genau dieser Umstand war es letztlich auch, der den Kirchengemeinderat in Rage versetzte, berichtet die Pfarrerin.

Den ganzen Artikel sowie weitere Texte zu verwandten Themen lesen Sie am Mittwoch, 15. April, in der „Pforzheimer Zeitung“ (Ausgabe Mühlacker) oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: mim