Gemeinden der Region
Enzkreis -  15.04.2020
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Appelle für örtliche Läden aus Sorge um lebendige Ortsmitten im Enzkreis

Enzkreis/Pforzheim. Kaum noch kleine Läden und Geschäfte im Zentrum der Städte und Gemeinden im Enzkreis? Dafür in den Wohnstraßen noch mehr Lieferfahrzeuge voller Pakete von Online-Riesen? Und noch mehr Dominanz großer Handelsketten? Vor diesem Szenario hat Remchingens Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon in einem Brief an Bundes- und Landtagsabgeordnete gewarnt. Er mahnt, dass die bisherigen Corona-Regeln das örtliche Geschäftsleben extrem benachteiligen und appelliert, auch kleinen Läden Öffnungsmöglichkeiten zu geben – sofern sie Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen einhalten. Dass jetzt von Bund und Ländern Lockerungen bei den Ladenöffnungen in Aussicht gestellt werden, wäre dieser Argumentation nach höchste Zeit.

Offene Türen hat Prayon beispielsweise auch bei FDP-Landtagsabgeordnetem Erik Schweickert eingerannt. Wie berichtet, ist er ein entschiedener Verfechter für mehr Chancengleichheit für örtliche Geschäfte. Ob Eiscafé oder Spielwarenladen: Oft seien lokale Händler ausgebremst, während große Ketten auch mit Randsortimenten Geschäfte machen. Das Problem verschärfe sich, je länger die erzwungenen Schließungen andauern. „Die Leute gewöhnen sich daran, Dinge online zu bestellen“, sagt Schweickert. Fatal für lebendige Ortsmitten. Er warnt vor einem „Strukturbruch“ im örtlichen Handel. Überfällig sind für ihn demnach die jetzt diskutierten Öffnungsmöglichkeiten für Läden mit bis zu 800 Quadratmetern Verkaufsfläche. „Entscheidend für eine Öffnung muss sein, wer die Sicherheit der Kunden gewährleisten kann, nicht welche Art von Geschäft er führt“, so Schweickert.

Gemeinsam mit den Fraktionskollegen Hans-Ulrich Rülke und Gabriele Reich-Gutjahr hat er schon vergangene Woche bei Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut auf weitreichende Bürgschaften für Kredite an den Mittelstand gedrängt – und auf den Einstieg in das Wiederhochfahren von Teilen des öffentlichen Lebens.

CDU-Bundestagsabgeordneter Gunther Krichbaum verweist Prayon auf die Überlegungen der Bundesregierung und der Länder von Mittwoch zu mehr Öffnungsmöglichkeiten. Wichtige Schritte für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Aber klar sei: „Der Schutz der Menschen und ihrer Gesundheit gibt dabei den Takt vor.“ Der internationale Vergleich zeige, dass Deutschland da bislang vieles richtig gemacht habe. Erleichterungen müssten deshalb so vorgenommen werden, dass die Erfolge im Kampf gegen das Virus nicht gefährdet würden.

SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast unterstützt Prayons Anliegen ebenfalls. „Kontaktbeschränkungen sind im Sinne des Gesundheitsschutzes sinnvoll. Wir dürfen dabei aber nicht die Existenz des regionalen Handels aufs Spiel setzen“, sagt sie. Kommenden Montag habe ihr Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ein Gespräch darüber zugesagt. Vom Landesministerium sei noch keine entsprechende Reaktion gekommen. Mast hofft auf die pragmatische Ausgestaltung der künftig lockereren Regelungen. Wichtig sei dabei immer, dass der Gesundheitsschutz nicht gefährdet werden dürfe.

Autor: hei