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Wiernsheim -  15.06.2025
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Arbeitskreis lädt zu Ortsführung: Auf den Spuren des alten Pinache

Wiernsheim-Pinache. Über 20 Interessierte sind gekommen, um den im Juni 1699 gegründeten Waldenserort besser kennenzulernen. Eberhard Rivoir, geboren in Pinache, gekleidet in Waldensertracht und bestens gelaunt, führt in einer guten Stunde durch das Waldenserdorf und heutigen Teilort von Wiernsheim. Er kennt zu zahlreichen Gebäuden an der stark befahrenen Hauptstraße eine Geschichte und teilt sie gerne. „Einst wurde der Ort am Reißbrett geplant“, weiß er beim Blick zurück, „und im typischen Stil der Waldenserdörfer gebaut“.

An der Skulptur „Waldenserperlen“ von Bildhauer Karl-Heinz Zöhner zeigt Eberhard Rivoir in Waldensertracht, wo das Freibad war. Nebenbei erzählt er vom vielseitigen Vereinsleben seinerzeit, zu dem der Radfahrverein, die Fußballmannschaft und die Bläsergruppe zählen.
An der Skulptur „Waldenserperlen“ von Bildhauer Karl-Heinz Zöhner zeigt Eberhard Rivoir in Waldensertracht, wo das Freibad war. Nebenbei erzählt er vom vielseitigen Vereinsleben seinerzeit, zu dem der Radfahrverein, die Fußballmannschaft und die Bläsergruppe zählen. Foto: Sabine Ries

Dazu gehöre, dass der Giebel der meist eingeschossigen Häuser zur Straße zeige. Über 500 aus dem unteren Chisonetal im Piemont, Handwerker und Bauern, seien gekommen, um hier als Vertriebene eine neue Heimat zu finden.

„Jede Familie bekam ein gleich großes Grundstück für Haus, Wirtschaftsgebäude, Garten und Feld“,

berichtet Eberhard Rivoir.

Erster Halt ist das ehemalige Wohnhaus des Dorfschütz. Weiter geht es vorbei am ältesten Haus aus dem Jahr 1720 und später am gegenüberliegenden Forsthaus. Zwischendurch zeigt Rivoir historische Bilder, die er aus seiner Mappe zaubert. Vier Gaststätten gab es im Dorf und unterstützen die Geselligkeit. Grüner Baum, Waldhorn, Löwen und Waldenser. Der Waldenser, wo heute der Parkplatz an der Ampel ist, war zugleich ein Bäcker, daneben fand sich ein Tante Emma Laden. „Bei der Alma gab es Salz, Zucker und Geschirr“, verrät Rivoir. Außerdem fuhr ab dort der Ausflugsbus „Flotter Waldenser“ in die Waldensertäler.

Am Milchhäusle, der heutigen Bushaltestelle neben der über 300 Jahre alten Waldenserkirche, „konnte man Käse und offene Butter kaufen“, erzählt er weiter. Hauptsächlich versorgten sich die Bewohner aber selbst, plaudert er aus der Historie. Er zeigt auf die Zehntscheuer, Lagerraum der Feuerwehr, macht Werbung für das Waldensermuseum im alten Fachwerkrathaus und verrät über das Schulhaus, dass es bis 1970 in Betrieb war. Doch das war noch lange nicht alles. Pinache verfügte in den 1960er-Jahren über eine Fanal Tankstelle mit Autowerkstatt, eine Poststelle mit öffentlichem Fernsprecher „für wichtige Telefonate“ und über ein Freibad. „Offiziell war das der Feuerlöschteich, unterteilt für Schwimmer und Nichtschwimmer“, wispert es freudig aus dem Publikum.

Riecht nach frischen Backwaren

Zurück in der Ortsmitte am Backhaus riecht es nach frischen Brezeln. Der Männergesangverein Concordia Pinache hat eingeheizt und eine kleine Hocketse zur Stärkung neben der alten Schule organisiert. Die Gelegenheit, sich gemütlich und im Schatten sitzend weiter über das geschichtsträchtige wie herausgeputzte Waldenserdorf auszutauschen.

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