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Niefern-Öschelbronn -  07.06.2018
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Arbeitsrecht in digitalisierter Umwelt: Professor Wolfgang Däubler in Niefern-Öschelbronn

Niefern-Öschelbronn. Rund 180 überwiegend neu gewählte Betriebsräte hat die IG Metall Pforzheim bei der Funktionärskonferenz in Niefern-Öschelbronn am Dienstagabend erwartet. An verschiedenen Ständen von Gewerkschaftseinrichtungen, verschiedenen Organisationen und Betriebsräten diverser Firmen nutzen die Arbeitnehmervertreter die Gelegenheit zum Austausch.

Nach den Betriebsratswahlen, die größtenteils von März bis Ende Mai stattgefunden haben, sind im Bereich der IG Metall in Pforzheim in 75 Betrieben rund 630 Betriebsräte gewählt worden. „Man übernimmt Verantwortung für diejenigen, die einen gewählt haben und auch für die, die einen nicht gewählt haben“, sagte Martin Kolb, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Pforzheim bei der Begrüßung im Ameliussaal. Er lobte die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Als Hausherrin begrüßte auch Bürgermeisterin Birgit Förster die Versammelten. „Ich freue mich, dass ich auch Frauen unter ihnen finde“, sagte sie und machte darauf aufmerksam, dass es in ganz Baden-Württemberg nur 87 weibliche Bürgermeisterinnen gibt. Förster zog einen Vergleich zu ihren Aufgaben und denen eines Betriebsrates. „Wir werden uns alle mit Digitalisierung anfreunden müssen“, erklärte sie. „Aber Liebe, Vertrauen und Sicherheit – diese Werte können wir nur im persönlichen Gespräch vermitteln. Damit schaffen wir Heimat im Betrieb.“

Im Rahmen der Veranstaltung stellten sich die Mitarbeiter der Geschäftsstelle vor. Darunter auch die erste Bevollmächtigte Liane Papaioannou, die außerdem auf einige aktuelle Themen einging. „Wir wollen, dass Demokratie nicht vor den Werkstoren aufhört“, machte sie deutlich. Deshalb plädierte sie dafür, dass in weiteren Unternehmen, in denen es noch keine Betriebsräte gebe, gewählt werde. Sie sprach sich außerdem dafür aus, die Persönlichkeitswahl zu fördern. Obwohl es in diesem Jahr mehr Listenwahlen gegeben habe, seien diese nicht politisch motiviert gewesen. Andernorts habe es dagegen „rechte Listen“ gegeben. „Wir wollen Rechtspopulisten in den Betrieben zurückdrängen“, erklärte Papaioannou. „Wir wollen, dass alle Menschen in Betrieben gleich behandelt werden.“ Als Themen, mit denen sich die Betriebsräte zunehmend beschäftigen müssen nannte sie unter anderem Klimawandel, Globalisierung, Wertewandel, neue Wertschöpfungsketten, Demografie und Digitalisierung. Als Highlight der Betriebsrätekonferenz sprach Professor Wolfgang Däubler über „Arbeitsrecht in digitalisierter Umwelt“.

Auf kurzweilige Art und Weise und mit zahllosen Beispielen machte er auf die Herausforderungen und Probleme aufmerksam, beispielsweise die Entgrenzung der Arbeit, also die ständige Erreichbarkeit der Arbeitnehmer durch die Möglichkeiten der heutigen Technik. „Die Arbeitssituation führt zu psychischen Erkrankungen“, machte Däubler unter anderem auf die Zunahme bei Frühverrentungen aufmerksam. Weitere Probleme sah er durch die mögliche Überwachung der Mitarbeiter, wie es beispielsweise in manchen Callcentern üblich ist.

„Als Betriebsräte müssen wir immer die Ohren spitzen“, sagte Däubler und empfahl, sich bei Bedarf durch die IG Metall oder durch einen Rechtsanwalt beraten zu lassen.

Autor: Claudia Keller