Außergewöhnlicher Gottesdienst zugunsten einer 125 Jahre alten Orgel
Neulingen-Nussbaum. Das 125-jährige Jubiläum der Orgel in der Nußbaumer Kirche Sankt Stephan, die am 26. Dezember Namenstag hatte, wurde mit einem außergewöhnlichen Gottesdienst auf der Empore des über 700 Jahre alten Gotteshauses begangen. Rund 60 Besucher fanden sich dazu ein. Mit Ausnahme der Liturgie stand die altehrwürdige Königin der Instrumente im Mittelpunkt.
Gemeindepfarrer Reinhard Ehmann berichtete unter anderem: „Auf Bitten des Pfarramts in Nußbaum reiste am 25. März 1888 (deutsches Dreikaiserjahr) aus Mannheim der badische Orgelbaum-Commissär G. Hänlein zur Besichtigung der vorhandenen Orgel nach Nußbaum.“ Am 27. April 1888 schrieb er, dass er die Orgel in Augenschein genommen habe und jetzt näheren Bericht erstatte: „Die Orgel von 1812 mit 13. Registern bedürfe baldigst der Erneuerung, wenn eintretenden Verlegenheiten rechtzeitig vorgebeugt werden soll.“
Im Frühjahr 1893 gibt die Kirchengemeinde dem Evangelischen Oberkirchenrat Bericht. Im Archiv des Pfarramtes ist nur die Antwort aus Karlsruhe erhalten. Sie ist datiert auf den 18. März 1893. Danach wurde der Bau einer neuen Orgel vorbehaltlich der Zustimmung der Großherzoglichen Staatsregierung genehmigt. Der Plan, die Orgel von 1812 noch einmal zu sanieren, wurde offenbar aufgegeben.
Über 6.000 Mark für Instrument
Im Juli 1893 wird ein Vertrag mit der Firma H. Voit & Söhne in Durlach zur Lieferung einer neuen Orgel mit 16 klingenden Stimmen gefertigt. Die Stimmung der Orgel solle „in a 870, Normal-Orchesterton erfolgen“, das Spielpult vor der Orgel stehen, die Kosten betragen 6.250 Mark. Am 10. November 1893 wird von der Orgel-Fabrik die Disposition für eine neue Orgel in die evangelische Kirche zu Nußbaum erstellt. Es sind 16 klingende Stimmen, verteilt auf zwei Manuale und Pedal mit 861 Pfeifen, das Gehäuse ist aus Tannenholz mit Ölfarbanstrich, der Preis beträgt jetzt 6.000 Mark. Die Gemeinde hatte beim Aufbau der Orgel in Nußbaum einen „Bälgetreter“ zu stellen. „Weiteres über den Einbau der Orgel, über eine Einweihung und dergleichen mehr ist in den Nußbaumer Akten nicht zu finden“, bedauerte Ehmann. Der Aufbau und der Klang der Orgel wurde anschließend detailliert von dem Orgel- und Glockensachverständigen der Badischen Landeskirche, Martin Kares, vorgestellt.