Autohäuser in Pforzheim und Region hoffen verzweifelt auf unbürokratische Lösung
Pforzheim/Enzkreis. Nichts geht mehr: Das gilt auch für die städtische Zulassungsstelle – die ist dicht, für Privatpersonen wie Händler. Wäre Arnold S. (Name geändert) Angehöriger der Polizei, Feuerwehr oder Arzt, könnte man über Ausnahmen reden. Nicht aber beim überwiegenden Teil derer, die sich wie der Rentner vom Buckenberg freuten, als ihr Händler anrief: Das bestellte Auto sei da und bedürfe „nur“ noch einer Zulassung.
Doch dann kam Corona. Und der Anruf bei Arnold S.: Die Zulassungsstelle habe seinen Händler telefonisch darüber informiert, dass sie ab Montag, 23. März, für normale Zulassungen durch Händler und Privatpersonen bis auf Weiteres nicht mehr verfügbar sei und somit auch der für Dienstag, 24. März, zugesagte Zulassungstermin ersatzlos entfallen müsse. Dabei hatte sich der Rentner schon so auf seinen Plug-in-Hybrid-SUV gefreut, den er Ende November bestellt hatte.
HOffen auf Kulanz der Hersteller
Keine Zulassung, kein Geldfluss vom Käufer zum Händler. Doch von dem will der Hersteller Geld sehen, das Auto wurde schließlich ausgeliefert. „Die Zeiten sind etwas ganz Besonderes“, sagt der Händler aus dem Enzkreis (der im Übrigen am Freitagvormittag auf der Zulassungsstelle des Landratsamts problemlos zwei Autos zulassen durfte) und hofft auf Kulanz der Hersteller.
Arnold S. hat bei OB Peter Boch – Stichwort Smart City – angeregt, das Prozedere online zu erledigen, wie andere Städte dies schon praktizierten. Auch könne man durch eine entzerrte Bearbeitung das Geschäft durchaus persönlich abwickeln. Eine Antwort erhielt er bisher vom FDP-Landtagsabgeordneten, Stadtrat und Vorsitzenden der Landtagsfraktion der Liberalen, Hans-Ulrich Rülke. Der versprach, sich beim zuständigen Ministerium zu erkundigen. Rülke war am Freitag auch in die Öffentlichkeit gegangen, um größtmögliches Tempo bei finanziellen Direkthilfen zu erreichen. Für die Unternehmen zähle jeder Tag.
Das sagt auch Timo Gerstel, Opel-Händler und Obermeister der Kfz-Innung. „Es ist ein Wahnsinn, was mich Händler anrufen – das geht den Bach runter, wenn da nicht eine Bremse reingehauen wird“, sagt Gerstel auf PZ-Anfrage. Es gehe um Hunderttausende von Euro, die die Händler – wie er – mit der Bestellung schon an die Hersteller überwiesen hätten, ohne die Autos bei der Stadt zulassen zu können und das Geld von den Käufern zu erhalten. Sein Vorschlag, in die Zulassungsstelle am Mühlkanal einen Nacht-Tresor einzubauen, in den die Händler die Papiere einwerfen könnten, um sie anderentags auf dem gleichen Weg bearbeitet abzuholen, beschied man ihm zunächst negativ: technisch-baulich nicht machbar. Gerstel: „Wenn Corona unsere Wirtschaft nicht kaputtmacht, dann die Bürokratie.“
Halbwegs gute Entwicklung
Am Freitagnachmittag dann eine halbwegs gute Entwicklung, nachdem Gerstel mit der neuen Leiterin der Zulassungsstelle gesprochen hatte. Die Kardinalfrage war: Wer regelt den Zutritt? Security? Am Montag, so stellte es Ordnungsamtsleiter Wolfgang Raff Gerstel in Aussicht, werde es ein Gespräch geben – mit dem Ziel, eine Lösung hinzubekommen. Stefan Baust, städtischer Pressesprecher, bestätigt: „Wir haben die Frage im Blick, auch hier werden wir einen Weg abstimmen – auch hier jedoch in dem Sinne, zu unser aller Bestem den Publikumsverkehr so gering wie möglich zu halten.“
Fragt sich nun, ob man handelt wie der Enzkreis – denn am Freitag im Lauf des Tages kam die Information übers Internet, Kunden würden nach vorheriger Terminvereinbarung eingelassen. Das gelte fürs Hauptgebäude zwischen Zähringerallee und Güterstraße. Und für die Zulassungsstelle.